Montag, 4. Oktober 2010
Lustig ist das Travellerleben ……
…. wenn das Visa nicht wär. Jedes Land verfügt über eigene Ein- und Ausreisebestimmungen. In Einem sind sich die Traveller einig: Die Formalitäten um die Beschaffung der Visa können einem die Freude am Reisen nehmen. Eigentlich wollte und sollte der Traveller seine mit Visa zugewiesene Zeit nutzen, um Land und Leute kennenzulernen, oder landschaftliche Schönheiten oder Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Statt dessen Stress bei der Visabeschaffung und bei Grenzübertritt. Hier einige Beispiele :
Für die lange Strecke in Russland hatten wir ein 3-Monate Visum, d.h. ein viertel Jahr kein Stress mit Visa. In Ulan Bator wollten wir dann ein Visum für Kasachstan organisieren. Der Konsul hat aber mal eben 2 Monate Urlaub und fängt zu Hause Fische. Touristen empfängt er keine. Ich gönne ja jedem seinen Urlaub, aber in anderen Konsulaten schafft man für diese Zeit Vertretung, nicht aber das Konsulat Kasachstans. Im Hostel „Oasis“ hörten wir, dass wir durchaus nicht die Einzigen sind, die auf den Konsul warten und auf ihn angewiesen sind. Da unser Visum nach der 2. Einreise in Russland aber am 25.8.10 endete, hatten wir keine Zeit noch länger in Ulan Bator zu warten. Die russische Botschaft in Ulan Bator wollte oder konnte unsere Visa für Russland nicht verlängern und hat uns nach Omsk geschickt. Es sind ja nur 3.900 km Umweg!!. Dort aber sind wir dann mit einem Tag Verspätung angekommen. Die Tatsache, dass wir uns bereits in Ulan Bator um eine Verlängerung des Russland-Visums gekümmert hatten, aber im russischen Konsulat abgewiesen wurden, hat niemanden mehr interessiert.
Der Mitarbeiter des kasachischen Konsuls in Omsk war zwar freundlich, hat uns aber ungeachtet darauf hingewiesen, dass unser Visum für Russland seit gestern ausgelaufen sei und wir uns, bevor er einen Finger rührt, bei der Migrationsbehörde Russlands zu melden hätten. Das Tourist-Hotel in Omsk hat uns nicht aufgenommen, weil es sonst Strafe von der Migrationsbehörde befürchten müsse. Wir sind um die Strafe nicht herumgekommen, weil wir uns seit einem Tag (!) „illegal“ im Land aufhalten (3.000,-Rubel für jeden, Kurs 1€=rd.40 Rub.). Gesetz ist Gesetz, kein Erbarmen, keine Kulanz. Der Migrationsbeamte hat uns 3 Jahre angedroht, in der wir Person non grata in Russland seien, wenn wir die Gesetze nicht einhalten. Das hätten wir zur Not abgesessen, nach dieser Behandlung hier. Wir wollten weder Gesetze übertreten, noch wollten wir immigrieren, wir wollten einfach nur aus- bzw. weiterreisen. Lt. Definition sind Touristen keine Migranten, behandelt wurden wir aber als solche. Ich kann jetzt die Migranten und Flüchtlinge verstehen, die in Deutschland auch sehr unfreundlich empfangen werden. Erfahren wir hier die Retourkutsche?
Dass wir nach einem Tag Überziehung dann weitere 6 Tage an der Weiterreise gehindert wurden, ist eigentlich makaber. Nach den Gründen der Verspätung hat uns auch niemand gefragt. Also geht es der Behörde oder dem Amt, doch nur um das schnöde Geld, um Pinke, Pinke, Cash (auf dass der Rubel rollt)? Hoch lebe der Büroschimmel und die behördliche "Gastfreundschaft", die sich doch sehr von der ehrlichen Gastfreundschaft der Menschen unterscheidet. Das erinnert mich doch wieder sehr an die Verhältnisse in Deutschland. Oder an den, der die alte Dame die Treppe runter schubst und ruft: „Alte was rennste so“. In Russland haben wir noch keinen gefunden, der sagt, wie er das Gefälle in den sozialen Verhältnissen und dem rauen Umgang seit der Wende beurteilt. War das schon immer so oder hat sich Vieles wie im Osten Deutschlands verändert?
Der kasachische Konsul-Mitarbeiter in Omsk hat aber sein Bemühen gezeigt und beim Migrationsamt angerufen, um die dort angedrohte Zeit von weiteren 10 Tagen für das Verlängerungsvisa zu verkürzen. Dann ging es auf einmal schnell und wir hatten unser Verlängerungsvisa, nachdem wir das dritte Mal durch die ganze Stadt kutschiert sind, um zwischen den Ämtern zu vermitteln. Erst danach hat das kasachischen Konsulat unseren Visa-Antrag nach Astana weitergeschickt. Am 2.9.10 waren alle Formalitäten erledigt und wir konnten weiterreisen, mit 7 Tagen Verspätung und nicht wenig Zusatzkosten.
Das Kirgistan- Visum z.B. lässt uns keine Zeit für Kirgistan. Wir müssen wahrscheinlich bereits am 24.9. aus Kirgistan wieder ausreisen. Damit verbleibt uns auch weniger Zeit in Kasachstan. Auf Grund missverständlicher Visa- Eintragungen nahmen wir bisher an, der 24.9.10 sei der späteste Einreisetermin. So war es zumindest mit dem Konsul Kirgistans in Novosibirsk persönlich abgestimmt und so steht es auch nach unserer Auslegung der Amtssprache im Pass. Alle anderen, wie Mitarbeiter an der Grenze verstehen den letzten Termin als Ausreisetermin. Wir gehen diesmal kein Risiko ein und halten uns an die Termine lt. Visum. Damit verbleiben uns am Ende gerade einmal 3 Tage für Kirgistan.
Den Antrag für das Visum für Usbekistan haben wir, um Zeit zu sparen, schon in Novosibirsk gestellt. Der Konsul versprach die Applikation nach Almaty zu schicken. Der Konsul in Almaty jedoch hat angeblich keine Unterlagen von uns aus Novosibirsk erhalten. Nachdem wir einen halben Tag gewartet haben, müssen wir am nächsten Tag mit neuem Antrag wieder erscheinen, um noch einmal einen halben Tag in der Schlange zu stehen.
In Usbekistan wurden wir an der Grenze zu Turkmenistan wegen nicht verschuldeter Verspätung nach Taschkent zurückgeschickt (1.500 km hin und zurück), nur um uns ein Exit-Visum zu holen. Und das nur auf Befehl von Bürokraten, die nur nach Vorschrift arbeiten und auch sonst von tuten und blasen keine Ahnung haben. Da war sie wieder, die Wut auf diese Spezies, die unmenschliche Forderungen stellen, deren Sinn sich nicht erschließt, und die sich nicht dafür interessieren, ob die Forderungen überhaupt zu erfüllen sind. Die Wut auf Menschen, die keine sind und nur Befehle und Anweisungen von „oben“ befolgen und dabei keine menschlichen Züge erkennen lassen. Deutschland lässt grüßen, das gleiche System, hier mit einem Präsidenten, der das Land mit harter Hand „führt“.
Wir hätten für Turkmenistan ein neues Visum beantragen können, aber darauf hätten wir noch mal bis zu 5 Tagen warten und 95,- USD zahlen müssen. Wir haben uns entschlossen die Termine lt. Visum einzuhalten und Tag und Nacht durchzufahren.
Eine weitere Story erleben wir bei der Ausreise aus Turkmenistan (s. zum Blog-Thema: Reise Zentralasien). Bei der Einreise haben wir vorsorglich gefragt, bis wann täglich die Grenze zu Iran offen ist. Man sagte uns bis 17 Uhr. Auf dem Weg sind wir noch von Wegelagerern (Geschwindigkeitskontrolle mit Laserpistole, wo nicht genau zu erkennen ist, welches Fahrzeug da gemessen wurde) aufgehalten worden. Trotzdem sind wir noch „pünktlich“ an der Grenze. Die war schon zu, weil die Grenze zu Iran wegen Zeitunterschied geschlossen war. Da wir gerade schlechte Erfahrungen in Usbekistan sammeln konnten, drohte uns das selbe Spiel: Am nächsten Tag in die Hauptstadt fahren zu müssen, um das Visum zu verlängern. Da habe ich rot gesehen und mich quer gestellt. Erst der vierte Natschalnik war dann so gnädig, uns ausreisen zu lassen, ohne einzureisen, d.h. auf dem Grenzhof zu übernachten. Aber erst nach hartnäckigem Widerstand. Ich habe das Auto vor dem kleinen Tor postiert, so dass kein abgefertigter LKW aus Iran rausfahren konnte. Mir drohte von den LKW-Fahrern Prügel oder eine Anzeige der Grenzer. Nach langem hin und her hat man uns ins Niemandsland zwischen den Grenzen fahren lassen, die Ausreiseformalitäten aus Turkmenistan noch erledigt und die Pässe einbehalten. Na also, es geht doch. Wir haben im Auto im Niemandsland übernachtet und durften am nächsten Tag ausreisen.
An der Grenze zu Turkmenistan sind für den Transit allein 200 USD zu zahlen. Dass wir unverschuldet nur 2 Tage(!) hatten um das Land lt. Visum wieder zu verlassen, spielte keine Rolle. Zusätzlich wurden unterwegs weitere Gebühren (für Straßen usw.) verlangt. Alles nur Abzocke.
An der Grenze zu Iran sind nicht genau definierte Gebühren in Höhe von 220,- Euro (Straßennutzung ?, Ausgleichszahlungen für Diesel) zu zahlen. Dafür erhalten wir ein Chip für 600 l Diesel, der in Iran umgerechnet lediglich 2 Cent pro Liter (!) kostet. Nicht mal die Hälfte davon konnten wir in den 7 Tagen Transit (2.400 km) aber nur verbrauchen. Bei der Ausreise fand sich natürlich niemand von den Beamten, mit denen wir auch nur darüber reden konnten, weil wir viel zu viel bezahlt haben. Also auch nur wieder Abzocke? Beim Nachrechnen stellt sich heraus, dass das immer noch weniger ist, als man in Deutschland bezahlt hätte. Am Ende also zu früh gefreut über die günstigen Spritpreise, aber im Verhältnis zu Deutschland auch nicht zu viel.

Wer meint, man kann alle Visa für ein Jahr schon vor der Abreise komplett organisieren, der irrt. Genauso wie der, der annimmt, Touristen seien willkommene Gäste. Das sind sie nur als wirtschaftlicher Faktor im organisierten Massentourismus. Schwierigkeiten kommen hinzu, wenn das eigene Land in keinem guten Verhältnis zum bereisten Land steht. Unstimmigkeiten bekommen dann die Touristen zu spüren. Ebenso, wenn es zwischen den Nachbarländern Probleme gibt. Wer z.B. nach Iran einreist, sollte kein Stempel aus Israel im Pass haben, usw.
Der Grenzübergang von Kasachstan nach Kirgistan verläuft relativ problemlos. Der Uniformierte an der letzten Schranke in Kasachstan verlangt ohne Not 5 Euro. Zu versuchen zu fragen, wofür er Devisen verlangt, hätte ich mir sparen können. Also verstehe ich nur noch Bahnhof. Da hinter mir die nächsten Fahrzeuge drängeln, lässt er mich schließlich raus, auch ohne zu zahlen. In der deutschen Botschaft in Bishkek, der wir noch einen Besuch abstatten, wollte uns die Mitarbeiterin mit dem russischen Akzent beinahe erklären, dass 5 € nicht viel seien, aber sie hat dann noch die Kurve gekriegt und gemeint, dass sei eigentlich nicht normal. Zu den weiteren Themen (s.o.) wollte sie nicht zuständig sein. Einen nicht so offenen aber eindeutigen Versuch der Vorteilsnahme hat der kasachische Beamte bei der Ausreise aus Russland unternommen.
Aber es gibt auch löbliche Ausnahmen: der Grenzbeamte der Mongolei mit seiner schicken Uniform hat uns freundlich empfangen und bis zum Ausgang durch die einzelnen Formalitäts-Stationen geleitet. Dasselbe ist uns erst wieder an der Grenze nach Jordanien wiederfahren.

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russische Botschaft in Ulan Bator
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