Sonntag, 27. Februar 2011
Reise Nahost, Nordafrika 24.2. - 10.5.11
Von oben nach unten gelesen endet hier die Asienreise (1. Teil der Weltreise). Weitere Reiseabschnitte, sowie das Thema ?Seine Weltsicht nach der Reise? (sowie "Seine weltsicht während der Reise als politische Reiseroute), finden sich unter Themen (s. links oben).

Rückreise von Nordafrika nach Berlin

11.5. 11- Mitte Juni Einzug in die neue Wohnung
Der 4. Umzug im Rahmen der Reise (Berlin-Berlin, Hamburg ? Berlin usw.). Erst einmal müssen Wände und Decken gestrichen, Leitungen für Telefon und Internet verlegt werden. Dann müssen die Möbel und Kisten vom Zwischenlager in die Wohnung geschleppt, aus 2 Wohnungen eine gemacht werden. Eine Unmenge an Kisten türmen sich auf. Ich frage mich, wer so viel unnötiges Zeug braucht. Unterwegs haben wir es nicht vermisst. Siehe mehr im Blog zum Thema ?Das Wars? über Eindrücke und Erfahrungen nach der Reise. Für mich geht die Asienreise (1.Teil der Weltreise) weiter im Blog zum Thema ?Seine Weltsicht? und vielleicht folgt ja bald Teil 2 der Weltreise.

22.5.2011 Teilnahme am Velothon
Das wollte ich mir nicht nehmen lassen, die 3. Teilnahme am Hauptstadt-Radrennen für Jedermann: www.skoda-velothon-berlin.de. Letztes Jahr konnte ich nicht teilnehmen, da wir schon unterwegs waren. Rd. 40.000 km bin ich gefahren, nur um hier wieder dabei zu sein.





Zeit zur Vorbereitung war nicht. Entsprechend sah meine schlechte Zeit aus. Fehlte nicht viel und mich hätte der Besenwagen aufgesammelt. Aber es ging ja nicht ums Gewinnen, sondern um Teilnahme. Einmal Sportler immer Sportler. Oder wie unterwegs auf unserer Reise: Der Weg ist das Ziel. Mein Sohn war fast doppelt so schnell. Wir sind beide in der Mannschaft des Neuen Deutschland gefahren. Auffällig war, dass mit steigender Teilnehmerzahl der Anteil der Tourenräder abgenommen hat. Trotzdem habe ich mir vorgenommen kein Rennrad anzuschaffen.

10.5. 11 Zurück in Berlin Km-Stand: 41.732, nach 343 Tagen,
Erst einmal heißt es ankommen und z.B. die Wohnung wieder bewohnbar machen.
Politisch geht die Reise für mich ohne Unterbrechung weiter. Als nächstes beschäftigt mich die Frage, warum Osama Bin Laden wohl gerade jetzt in Jenseits befördert wurde und warum mir Herrschaftswissen wie immer vorenthalten wird (s. demnächst im Blog unter "Seine Weltsicht"). Aber erst einmal verfolge ich die aktuellen Ereignisse in den Ländern, die wir bereist haben, vor allem Syrien, das wir als ein herrliches Reiseland kennengelernt haben (siehe dazu im Blog zum Thema ?seine Weltsicht?, das ständig aktualisiert wird).

8.5. ? 9.5.11 Bodensee, Ulm, Rothenburg o.d. der Tauer, Bad-Kösen
Auf der Rückreise machen wir noch mal Halt in Bregenz. Wir erinnern uns an die gemeinsame Radtour rund um den Bodensee vor etwa 2 Jahren und übernachten auf einem Campingplatz am Bodensee. In Ulm besuchen wir Verwandte von Barbara und bekommen den Tipp Halt in Rothenburg zu machen.



Vor der Weiterfahrt werden ich nach 40.000 km noch in der Stadt das erste mal wieder geblitzt an einer 4-spurigen Ausfallstraße, mit etwas über 50. Deutschland hat uns wieder und kann uns abkassieren. Eine Diskussion mit Automaten ist unmöglich und sinnlos. Am Abend spülen wir es bei einem Bier in der schönen Altstadt runter. Vor der letzten Station auf der Rückreise steigen wir in Naumburg noch einmal hoch hinauf auf den Turm der Wenzelskirche und haben einen Blick auf dem Naumburger Dom, in dem sich einzigartige, in Stein gehauene Meisterwerke befinden, die berühmtesten Stifterfiguren der Welt. Darunter Uta, der Inbegriff der schönen, klugen Frau des Mittelalters, die im Zweiten Weltkrieg für Durchhalteparolen missbraucht wurde.



In Bad-Kösen fahren wir zur Rudelsburg und haben beim Lunch eine herrliche Sicht ?An der Saale hellem Strande?. Interessant und eine Reise wert ist das Gradierwerk unweit des Saalewehrs in der Kur-Stadt.







Schön hier geboren zu sein. Viel hat sich geändert, so weckt ein gerade restauriertes Denkmal an der Saaleburg mein Interesse. Mehr dazu im Blog zum Thema ?Seine Weltsicht? unter ?Vergangenheitsbewältigung? 5/11 + 6/11. Am nächsten Morgen bewundern wir den letzten Sonnenaufgang ? auf unserer Reise.



7.5. ? 8.5.11 Splügen
Über die Alpen auf dem San Bernadino Pass wird es noch einmal kühl. Die Winterurlauber sind gerade weg, die Sommerurlauber noch nicht zurück. Hier liegen noch Reste des meterhohen Schnees, aber das Alpengrün hat schon gewonnen.









Italien

4.5. ? 6.5.11 Lago Maggiore
An dem malerischem See wären wir gern noch länger geblieben. Aber es geht jetzt unaufhaltsam zurück nach Berlin.





1.5. ? 3.5.11 Ligurien
Barbara macht Innendienst und liest im CampingRiver, auf dem wir 3 Nächte bleiben. Ich bereite mich ein wenig auf das Radrennen für Jedermann vor, dem Velothon am 22.5.2011 in Berlin. Ich fahre zum dritten Mal im Team ?Neues Deutschland? mit, 60 km, nach dem Motto: der Weg ist das Ziel, Teilnahme entscheidet. Hier fahre ich die Fahrradtour über Sarzana, La Spezia und San Terranzo mit Blick auf Lerizi.





Dienstag machen wir ein Ausflug mit dem Zug nach Cinque Terra (5 Orte, Weltkulturerbe, oder wie die Italiener übersetzen: ?Weltvermögen der Menschheit?). Wir bewundern die steil vom Ufer ansteigenden terrassenförmigen Weinberge über uns und das Kobaltblau des Meeres unter uns. Zwischen Riamaggiore und Manarola (Via dell Amore), sowie Corniglia und Vernazza wandern wir, etwa 4 km. In Monterossa haben wir noch ein wenig Zeit und ich gehe an einen der wenigen Sandstrände baden im erfrischenden Meer.









28.4. ? 30.4.11 Umbrien, Toskana
Einmal Venedig und Toskana und dann sterben. Aber wir überleben es. Von Venedig fahren wir in Richtung Süden und übernachten auf einem Stellplatz. Kein Campingplatz, aber geeignet für Camper, die die Gebühren auf dem Campingplatz vermeiden wollen. Am Freitag fahren wir durch Umbrien und sehen uns Assisi an, eine beindruckende Stadt mit mittelalterlichen Burgen. Noch dazu im Frühling. An einem See vor Florenz finden wir einen Stellplatz.





Am Samstag sehen wir uns Siena an.





S. Gimignanao ist eine ebenso beeindruckende Stadt.



Volterra ist die letzte Stadt an diesem Tag. Vor den Toren der Stadt finden wir wieder einen Stellplatz ohne Gebühr. Italien ist das Land der Camper, viele Italiener fahren mit dem Wohnwagen in den Urlaub. Entsprechend gut ausgebaut ist die Infrastruktur mit Campingplätzen. Unser Gefährt ist dagegen eher bescheiden, aber für eine größere Reise doch eher praktisch, weil beweglicher und unauffälliger.



Reiseabschnitt : Nahost, Nordafrika ab 24.2.2011

24.4. - 27.4.11 Fähre von Alexandria nach Venedig
Zurück nach Euroland nach 330 Tagen, mit 24 Knoten, in 60 Stunden. Endlich Geld nicht mehr umrechnen müssen. Andererseits der Kulturschock anderer Art: Teuroland. Aber: Endlich keine Grenzformalitäten mehr, freien Zugang nach Europa. Die südliche Halbkugel kann davon nur träumen. Nicht mal die Libyer, die vor libyschen und westlichen Bomben flüchten, will jemand haben. Die Nordeuropäer schotten sich ab, mauern sich ein, grenzen aus. Aus dieser Sicht (aber nur aus dieser Sicht) haben wir eigentlich auch keinen Grund, uns über ärgerliche Grenzformalitäten in anderen Ländern zu wundern. Endlich wieder richtiges Brot, d.h. hinter Italien.
Die Ausreise aus dem Hafen war easy. Das ägyptische Kennzeichen sind wir wieder los. Auch der Zeitunterschied zu Deutschland entfällt bei Ankunft. In Ägypten ist erst zum Samstag auf Sommerzeit umgestellt worden, d.h. bis dahin hatten wir keinen Zeitunterschied und die Uhr brauchte auch nur an diesem Tag umgestellt zu werden, was ich nicht tat. Nur weil wir nicht in letzter Minute losgefahren sind, hatten wir die Fähre nicht verpasst. Glück gehabt, es wäre selbstverschuldetes Elend gewesen. Man muss eben rund um die Uhr informiert sein. Das 186 m lange Schiff fasst 325 Passagiere und ist fast leer. Neben 35 Mann Besatzung, vielleicht 20 LKW-Container und 16 Touris (12 Auto- Traveller, 2 Biker, sowie 2 Backpacker). Ein echtes Problem für die italienische Fährgesellschaft (www.visemaline.com), die nach Ägypten (Alexandria) und Syrien (Tatus) fährt, in Länder die Revolution machen, und dann auch noch zeitversetzt. Es ist die einzige Fähre nach Mittelost und Nordafrika, die auch Passagiere befördert (ro-pax). Entsprechende Annehmlichkeiten, wie Restaurant, TV (sogar ZDF) und Internet (aber zu teuer) sind an Bord. Wir haben zwar nur Innenkabine gebucht, aber nach Anfrage eine Außenkabine zu zweit unter der Brücke beziehen dürfen. Da Ostern ist, gönnen wir uns Vollverpflegung an Bord, die wir uns schon abgewöhnt hatten. Das war auch völlig ausreichend, d.h. Vollverpflegung ist viel zu viel. D.h. es wird schwer sein idealgewicht zu halten. Am Sonntagmorgen sehen wir Steuerbord schneebedeckte Berge auf Kreta, montagmorgens Italien an Backbord, in der Meerenge zu Albanien. Und dort besuchen wir den Käpt`n auf seiner Kommandobrücke. Hightech, Baujahr 2010.







Im Hafen von Venedig angekommen fahren wir zuerst zum Campingplatz und von dort gleich mit dem Wassertaxi nach Venedig, bummeln durch die Stadt. Venedig wurde als Insel gebaut, um unerreichbar für fremde Eindringlinge zu sein. Die Stadt ist ein schwimmendes Museum, auf dem jedes Jahr Millionen Besucher von anlanden, so dass man sich sorgen muss, dass sie noch tiefer in der Lagune versinkt. Zugleich ist es aber auch wie ein rostendes Schiff, das seit fast tausend Jahren vor Anker liegt. Familien mit Kindern leben kaum noch dort. Verbliebene wehren sich gegen überhöhte Preise, Unfreundlichkeit und schlechte Gaststätten. In Venedig wurden mehr Krimis gedreht und geschrieben, als es sie jemals gegeben hat.







Am nächsten Morgen fahren zum Greifen nahe Ozeandampfer an uns vorbei, so wie wir am Morgen zuvor genau dort vorbei gefahren sind.




Ägypten

20.4. - 23.4.11 Rashid, Maarmura
Wir machen einen Ausflug nach Rashid, etwa 90 km östlich von Alexandria. Die freundlichen Security führen uns durch das Fort Kait Bey, obwohl wegen Bauarbeiten geschlossen ist. Natürlich nicht ohne hinterher die private Hand aufzuhalten.



Im Hotel haben wir eine herrliche Sicht auf einen der vielen Nilarme im Nildelta. Es ist nur eine kleine Stadt, aber auch hier tobt das Leben und der Verkehrslärm bis zum frühen Morgen. Wenn es gerade etwas ruhiger wird schallt es so aus allen Lautsprechern, dass man sofort im Bett steht. Allah meldet sich zu einer unchristlichen Zeit. Da man am Meer hier leider keinen Stellplatz findet, und es hier auch nicht ganz ungefährlich ist (touristenpolizei gibt es hier nicht), fahren wir zurück nach Maamura, vor den Toren von Alexandria. Dort gibt in einem sog. Resort ein Hotel, von dem man vom Balkon beim Frühstück einen herrlichen Blick auf das Meer hat. Etwa hier soll der Leuchtturm gestanden haben, einer der sieben antiken Weltwunder. Mit dem Fahrrad fahren wir durch den Vergnügungspark. Normale Ägypter können sich nicht leisten den Eintritt von etwa 1 ? zu zahlen, nur um in die Anlage zu kommen.









Auch hier sehen wir die Frauen, welche mit der Burka baden gehen und die Öffentlichkeit auf Geheiß ihrer Männer nur aus einem Augenschlitz beobachten dürfen. Das mag ja noch gehen, aber was machen die z.B. wenn sie mal aus einer Ehe ausbrechen wollen, die keine mehr ist? Keiner wird auf sie aufmerksam, (selbst verschuldetes Elend, oder doch nicht?).


13.4. - 19.4.11 Alexandria
Wir bereiten die Rückfahrt nach Europa vor und suchen einige Büros auf, die Verschiffungen realisieren. Die Fähre Visemar-Line (Tartus- Alexandria- Venedig) fährt jeden Sonntag und soll z.Z. die Einzige sein. Eine Alternative wäre das Auto im Container gleich nach Hamburg zu verschiffen und hinterher zu fliegen, aber die Variante ist noch teurer. Wir kaufen ein Ticket (rd.: 200,-? pro Nase plus 400,-? für das Auto, cash in Devisen, die es hier nur in Wechselstuben gibt). Außerdem müssen wir noch bei der Behörde einen Stempel holen, der bestätigt, dass wir keinen Verkehrsunfall usw. verursacht haben. Erst sind wir mit dem Taxi in die falsche Behörde, aber eine Frau fährt uns mit ihrem Auto zur richtigen Behörde, aus christlicher Nächstenliebe oder weil sie einfach nur hilfsbereit ist. Das ist hier erwähnenswert. Sie spricht sehr gut Deutsch, lehrt die deutsche Sprache im Goethe Institut und spricht mit ihren 4 Töchtern auch zu Hause in Alexandria Deutsch. (Ob sie weiß, dass im Goethe-Institut vieler Länder auch der BND residiert?). Sie bestätigt uns noch mal, was wir auf dem Tahrirplatz schon über ihre Revolution erfahren haben. In der Behörde geht es zu wie auf der Börse. Wir sind froh, dass uns die nette Frau an eine weitere Frau weiterreicht, weil sie weiter muss. Die weitergereichte Frau hilft uns in dem undurchsichtigen Gewühl die richtigen Leute zu finden. Aber bei ihr reißt der Faden der christlichen Nächstenliebe wieder.
Vom Hotel haben wir eine herrliche Sicht auf die Bucht vor Alexandria, sowie auf die Skyline bis zum Fort. Als hier demonstriert wurde, war die Küstenstraße voller Menschen.



Leider ist es im Hotel sehr laut. Der Straßenverkehr lärmt die ganze Nacht. Was das Ganze unerträglich macht ist das ständige, völlig unnötige Hupen. Ebenso aggressiv und gefährlich ist hier wie überall in Ägypten auch die Fahrweise. Vergleichbar auf den fast 40.000km bisher nur Usbekistan und Teheran. So ist es nicht verwunderlich, dass wir viele Verkehrsunfälle sehen, so wie hier, als ein Taxifahrer in voller Fahrt einen Fußgänger anfährt, auf welche keine Rücksicht genommen wird.



Wir setzen uns in eine der vielen Kutschen und fahren durch Alexandria. Die Kutscher prügeln sich fast um uns, da ja kaum Touristen hier sind. Meist nur Amerikaner und Engländer. Das schöne Erlebnis wird getrübt, weil der Kutscher, auf den wir uns eingelassen haben, mal locker den doppelten Preis verlangt. Er war nach der Fahrt der Meinung, dass der vor der Fahrt vereinbarte Preis pro Person und nicht für die Kutsche gemeint war. Gut, die Fahrt ist auch so umgerechnet nicht teuer, aber die Art hier in Ägypten ist nicht die feine englische. Andererseits kein Wunder, weil der Ägypter nur das hinterm Komma von dem verdient, was der Engländer für die gleiche Leistung bekommt. Aber erst mal schauen wir uns Alexandria aus der Kutsche an und fahren vorbei an dem Fort, einer Moschee und einer antiken Säule.











Wir sehen auch den fürchterlichen Müll, der insbesondere in den Vierteln der Armen normal ist. In Deutschland wäre derselbe Müll auf den Straßen, wenn nicht die teure Müllabfuhr samt Logistik wäre, die sich in Ägypten niemand leisten kann, zumindest nicht in den Vierteln der Bettelarmen. Dafür haben die Ägypter aber denselben Produzenten des vielen Mülls, die Lebensmittel- samt Verpackungsindustrie, welche sich um die Beseitigung ihres Mülls nach Einnahme ihres Gewinns natürlich nicht kümmert.


13.4. - 14.4.11 El Alamain
Noch in Kairo halten wir an einer kleinen Werkstatt und lassen uns mal so eben die Schürze am Auto wieder anbauen, die noch auf Sinai wieder abgerissen ist. 3 Leute kümmern sich, eine Frau bringt uns Tee. Ich lasse mir für die klappbare Scheibe hinter dem Fahrersitz Flügeln an die Muttern schweißen (Gruß an Markus), weil es Flügelmuttern seit Usbekistan nicht zu kaufen gab (Gruß an Sohib).



Ich rechne schon mal, was es kosten könnte: Mindestlohn 10 Euro x 2 Mann x 1Std. x 8 = 160 Ägyptische LE. Der Vergleich mit dem angestrebten Mindestlohn in Deutschland hinkt, denn er verlangt nur 50 LE (etwa 11,-? insgesamt). Ich lege noch 20 LE drauf. Weiter geht es in Richtung Alexandria, wieder am Mediterranean Sea. Es ist wieder sehr warm, im Auto bis zu 50°C. Wir suchen nicht lange nach einer Schlafmöglichkeit und machen mal eine Ausnahme, d.h. wir übernachten in einem Hotel-Apartment direkt am Strand. Am herrlichen Sandstrand kann man baden, das Wasser im Mittel- ist aber etwas kälter als im Roten Meer. Hier würden wir auch länger bleiben, die Versuchung ist groß, aber das sprengt den Rahmen für Bugdet-Traveller.



In der Hoffnung einen für uns angemessenen Stellplatz am Meer zu finden, fahren wir weiter Richtung Westen. Über hundert Kilometer ab Alexandria alles betoniert, nur sog. ?Resorts? und ?Beachs?, d.h. die schönsten Ferienanlagen direkt am Strand, aber alle bewacht und menschenleer. Angeblich sind das alles Anlagen für die gehobene Schicht Ägyptens, nicht für die breite Masse und auch nicht für Touristen. Wir sehen die krassen Gegensätze in diesem Land, die wenigen Reichen und die Bettelarmen. Eine Mittelschicht gibt es so gut wie gar nicht. Am einzigen Zugang zum Meer werden wir vom Militär wieder zur Straße zurückgeschickt, wegen der Gefahr des Schmuggels usw. von Seeseite aus, wie es heißt. Ähnlich wie bei der Israelischen Seeblockade vor dem Gaza-Streifen, um Schmuggel von Waffen zu verhindern. Dann endlich ein Zugang zu einer deutschen Kriegsgräberstätte bei El Alamain. Auf einem Hügel, wo die Gräberanlage steht, sitzt ein Beduine und sagt, dass wir dort bleiben können. Ein Platz mit Blick zum Meer, Toilette, Dusche und Strom. Er fährt mit uns an den Strand und spricht mit den Militärs, so dass wir baden gehen können.





Am nächsten Tag besichtigen wir die Kriegsgräberstätte mit dem Beduinen der aufschließt und 2 Ägyptern, die Grundstücke kaufen wollen (?). Hier haben über 4.000 im 2. Weltkrieg gefallene deutsche und italienische Soldaten ihre letzte Ruhestätte gefunden. Im Auftrag der Bundesrepublik hat dort der Verein Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit Spendenmitteln eine Burg im mittelalterlichen Stil errichtet, die an mehr als nur an einen Friedhof erinnert. Es ist vor allem auch eine Gedenkstätte, in der auch altes Gedankengut gepflegt wird. Siehe auch zum Thema ?Vergangenheitsbewältigung? unter ?Seine Weltsicht?.
Am nächsten Vormittag hält ein Bus mit italienischen Militärs, geführt von einem ranghohen Veteranen in Uniform. Nach der Besichtigung stehen zwei aus der Truppe stramm, lassen die Hacken knallen und sich vor der Anlage mit ausgestrecktem Arm fotografieren. Neofaschisten in Uniform der Nato-Armee! Die Italiener, welche sich einen Berlusconi leisten, werden mir immer unheimlicher. Dann hält dort noch ein Prinz aus Kuweit mit seinem Kraftfahrer. Wie uns der Beduine erzählt, besucht der seinen Vater, der als Hausmeister der Gräberstätte Geld aus Deutschland erhält. Zufall? Oder gehört Kuweit neben Katar zu den arabischen Waffenlieferanten, oder zu den Öl-Transporteuren über die nahe gelegene libysche Grenze?


11.4. - 12.4.11 Kairo Km-Stand: 39.314, GEZ +1 (immer noch, auch hier Sommerzeit)
Am nächsten Tag fahren wir weiter in Richtung Kairo, vorbei am Denkmal der Gefallenen im 6 Tage Krieg.



Nach langem suchen finden wir in Kairo ein Hotel mit Swimmingpool auf dem Dach und Sicht zum Stadtzentrum.



Allerdings für 80 USD das Doppelzimmer. Unangemessen für hiesige Verhältnisse und wahrscheinlich nur für Touristen. Wifi ist zwar im Preis, aber so langsam, dass es nicht zu gebrauchen ist. Auch in Kairo muss die Aktualisierung des Blogs wieder mal oder immer noch warten.
Am Dienstag fahren wir auf den Tahrir Platz in Kairo. Seit dem 25. Januar revoltieren dort Millionen für Ihre demokratischen Rechte. Auch an diesem Tag sind viele Menschen auf dem Platz und diskutieren. Wir sind so ziemlich die einzigen Touristen und einige Ägypter interessieren sich, was wir von ihrer Revolution halten. Sofort sind wir mitten unter den Demonstranten. Wir interessieren uns welche Richtung ihre ?Revolution? geht. Sie meinen schon viel erreicht zu haben, indem sie ihren Despoten über den Jordan gejagt haben. Damit ist aber noch kein einziges Problem gelöst. Viele haben noch keine klare Vorstellung, welchen Präsidenten sie wählen würden, geschweige denn, welche Partei. Wenn alles wie geplant abläuft und das Militär es nicht verhindert, haben sie noch ein wenig Zeit um die nächsten Schritte zu demokratischen Verhältnissen vorzubereiten.
Mehr dazu siehe im Blog-Thema: Meine Weltsicht unter der Überschrift: ?Quo vadis Ägypten?. Erst vergangene Woche wurde ein ägyptischer Blogger wegen eines kritischen Artikels zu drei Jahren Haft verurteilt. D.h. ich werde mit der Veröffentlichung warten, bis ich außerhalb Ägyptens wieder Internetanschluss habe.







Als wir gehen wollen, wird es noch einmal laut auf dem Platz. Autofahrer, vor allem Taxis drängeln ihre Autos durch die Menge. Viele sind ungeduldig und wollen, dass das Berufsleben wieder weitergeht.



Wir fahren weiter am nächsten Tag, vorbei an einem Mauer- Graffiti zum ?Tag des Zorns?.




7.4. - 10.4.11 Naturreservat Ras Muhammed, Pharao Hamam
Hinter dem 28. Breitengrad erreichen wir den südlichsten Punkt auf unserer Auto-Reise. Wir fahren durch Sharm el Sheik. Hier soll wohl Mubarak im Schutz des Militärs noch in seiner angestammten Villa wohnen und auf seine Milliarden hoffen. Später erfahren wir, dass er und seine Söhne aufgrund der andauernden Proteste in Untersuchungshaft genommen wurden. Nachdem er meinte, seine Amtsgeschäfte weiterführen zu müssen, sah sich wohl das Militär genötigt, den Forderungen der Demonstranten nachzukommen.
Wir finden einen Stellplatz im südlichsten Teil des Naturreservats Ras Muhammed. Dort wo sich der Golf von Aqaba und Suez im Roten Meer treffen, hat man einen tollen Rundblick. Ich habe ein wenig Zeit zum Schnorcheln über der Lagune.







Weiter fahren wir auf Sinai in nordwestliche Richtung bis zum Pharao Hamam. Ein bewachter Standplatz, wo man in einer Höhle wie in einer Sauna schwitzen und anschließend im Meer baden kann. Unterwegs auf dem Gelände habe ich die Schürze vom Auto wieder abgerissen. Abends ein Sonnenuntergang, diesmal am Golf von Suez.





3.4.11 - 6.4.11 Asala Beach, Dahab
Nach der Einreise nach Ägypten war es schon dunkel. Wir fahren auf Sinai am Roten Meer in Richtung Süden und landen mehr zufällig auf dem ?Asala Beach?, am herrlichen Sandstrand von Bir el-Suweir. Wir schlafen im Auto und bauen am nächsten Tag das Zelt auf (Gruß an Klaus und Brigitte), direkt am Strand, unterm Schilfdach. Das Auto steht auf dem Gelände des ?Asala Beach?, da wir nicht durch den Sand bis zum Strand fahren können.





Ein Beduine, der am Strand wohnt, fängt mit der Hand einen Oktopus und lädt uns zum Essen ein.



Abends besuchen wir den Beduine in seinem ?Strandhaus?: 2 mal 3 m, 6 Holzpfosten, Schilfwände und ein Dach aus Palmenwedeln. Dazwischen einen Blick in den Sternenhimmel. Auf dem Boden liegen Matten, für uns eine Sitzgelegenheit, für ihn anschließend wahrscheinlich Schlafstätte. An technischer Ausstattung ein Radio und ein Gaskocher, auf dem der Fisch gekocht wird. Wir beobachten derweil wie er Teig anrührt in der einzigen Schüssel und Brot unterm Lagerfeuer im ?Haus? bäckt. Das will gelernt sein, denn sonst vermischt sich die Asche mit dem Teig. Das Brot schmeckt lecker. Um die Suppe mit dem glitschigen Oktopus drücke ich mich mit Erfolg und tütsche nur mit dem Brot darin. Manchmal stößt Dankbarkeit für Gastfreundschaft an seine Grenzen, es ist zum kotzen. Ich teile mein Bier mit ihm. Leider habe ich nur eins dabei. Dass er Alkohol trinkt, den es hier wieder kaum gibt, damit habe ich nicht gerechnet. Er erzählt, dass er versucht hat ein Ferienobjekt zu errichten. Ein größerer Investor soll das vereitelt haben. Nomaden bekommen als heimatlose Herrscher der Wüste kein Land, solange sie nicht sesshaft sind. Aber auch das hat ihm wohl nichts genutzt.
Am Mittwoch fahren wir nach Dahab weiter, einem bekannten Touristenort. Dort waren wir vor 3 Jahren schon einmal als Pauschaltouristen. Ich kann mich erinnern dort am Strand mit Travellern gesprochen zu haben, die in Afrika unterwegs waren und dort am Strand mit ihrem LKW gestanden haben. Ich hatte damals schon mit dem Gedanken gespielt, eine größere Reise zu machen und deshalb das Gespräch gesucht. Diesmal wurden wir als Traveller von den Grundstückseigentümern der sog. Resorts (größere Hotelanlagen, bewachte Gettos für Massentourismus) vertrieben. Der Stellplatz am Strand, zwischen zwei Resort-Anlagen wurde uns von einem Betreiber einer Tauchschule, einem Schweizer, in guter Absicht zugewiesen, allerdings ohne Absprache mit den Resort-Eigentümern. Auch auf Sinai waren die Resorts auf Grund der aktuellen Ereignisse fast leer, obwohl von den Ereignissen nichts zu spüren war. Der Massentourismus kam hier fast zum Erliegen. Die Eigentümer der großen Resorts können die Folgen eine Saison aussitzen, alle anderen kleineren private Unternehmen, die vom Tourismus leben, haben zu tun zu überleben.
Wir suchen uns in Dahab im Dunkeln einen Stellplatz zur Übernachtung und am nächsten Morgen einen schöneren Platz zum Frühstücken.



2.4.11 - 3.4.11 Israel, Eilat
Die Ausreise aus Jordanien verläuft unkompliziert und schnell. Auf Wunsch wird die Ausreise nicht im Pass dokumentiert, sondern auf einem extra Papier. Das hat den Vorteil, dass die Ausreise aus Jordanien und die Einreise nach Israel nicht nachvollziehbar ist. Das wäre wichtig für den Fall, dass wir z.B. durch Syrien wieder zurück fahren müssten, was wir aber nicht wollen. Voraussetzung für die Legende ist, dass man einen 2. Pass hat. Die Einreise nach Israel war weniger stressfrei, was wir aber in Kauf nehmen wollten, um die viel höheren Kosten für die Fähre von Aqaba, (Jordanien) nach Nuweiba, (Ägypten) zu sparen. Dafür wurde auf dem Landweg das gesamte Gepäck wie im Flieger gescannt. Mit dem Unterschied, dass wir alles, also bis zur Matratze und Bettzeug, aus dem Auto ausräumen und durch den Scanner schieben mussten. Pfennigfuchser treffen auf Sicherheitsfanatiker. Vorschriften sind Vorschriften, darüber ließe sich noch viel schreiben. Nach 4 Stunden war die Aktion beendet. Aber man war freundlich, wir bekamen bei 34° C noch ein Glas Wasser gereicht. Wir durften einreisen, aber nicht ohne vorher noch 40 USD für die Autoversicherung für einen Tag zu zahlen. Denn länger sind wir in Israel nicht unterwegs, die ca. 40 km bis zur ägyptischen Grenze. Wir schlafen im Auto an der Peace-Lagune mit Sicht auf die Hotel-Skyline von Eilat.



Am nächsten Tag holen wir uns ein Visum im ägyptischen Konsulat, denn das direkt an der Grenze erteilte wäre nur gültig für Sinai gewesen. In der Touristeninfo in Eilat steht ein Regal mit gebrauchten Büchern mit der Aufschrift: ?give one- take one?. Ich nehme den Bestseller von Ralph Giordano ?Israel um Himmels willen Israel? und erfahre mehr über die komplexe Zweiseitigkeit des Nahostkonfliktes zwischen Israelis und Palästinenser, bzw. zwischen Israel und den arabischen Ländern. Ich fülle einen der weißen Flecken auf meiner politischen Landkarte (siehe im Blog zum Thema ?meine Weltsicht?: ?Israel die einzige Demokratie in der Region??).
Da wir bei der Einreise nach Israel komplett durchleuchtet wurden, nahmen wir an, einen Sicherheitscheck nach Taba, Ägypten zu haben. Weit gefehlt. Dort die gleiche Prozedur: Auto ausräumen und alles auf den Scanner laden. Wir tragen unseren Unmut offen zur Schau und die Grenzer kürzen die Prozedur ab, nicht alles auf den Scanner, sondern wieder alles einräumen. Zur Krönung schickt uns der nächste Zoll-Beamte zu Fuß zum Hotel außerhalb des Schlagbaumes, um Kopien des Carnet de Passage usw. anfertigen zu lassen. Die Grenzer haben keinen Kopierer. Als uns der nächste Beamte, zuständig für die Autoversicherung, noch mal losschicken will, um Kopien für ihn anzufertigen, platzt uns der Kragen. Er füllt sein Papier mit der Hand aus und wir fahren endlich nach 5 Stunden über die Grenze, über die wir gerade schon einmal gelaufen sind. Wir sind die einzigen in dieser Zeit, die mit dem Auto über die Grenze fahren. Inzwischen ist es dunkel geworden und wir wissen wie immer noch nicht wo und wie wir übernachten.

Jordanien

24.3.11 - 2.4.11 Aqaba
Vom Toten zum Roten Meer. 11 km südlich von Aqaba, unsere letzte jordanische Stadt, finden wir einen Stellplatz im 3-Länder?Eck mit Sicht auf das Rote Meer. Am anderen Ufer liegt Israel und Ägypten, 10 km weiter südlich Saudi Arabien.



Der Bedouin-Garden bietet einen Stellplatz für 8 Dinar die Nacht mit Benutzung der Camping- Anlage (Dusche, WC, Internet usw.). Sogar Bier gibt es hier in der zollfreien Hafenstadt. Sonst gibt es in Jordanien wie in Dubai keinen Alkohol. Auf dem Campingplatz treffen wir auch Michi und Angela wieder, denen wir schon in Syrien begegnet sind (s. Traveller aller Länder?..). Michi hat auf dem benachbarten Campingplatz ?Bedouin Moon Village? aushilfsweise den Job als Tauchlehrer übernommen. Das Rote Meer ist ein Eldorado für Taucher und Schnorchler. Bei ihm mache ich einen Tauchlehrgang (PADI-Zertifikat zum scuba diver, 1.Stufe), bei Lufttemperatur 33°C, Wasser 23°C. Dann treffen wir noch Marcus auf dem Camp, der schon 5 Jahre (!) mit seinem Fahrzeug auf Weltreise und wohl noch bis Oktober unterwegs ist. Ein sehr sympathischer Schweizer, mit dem ich Musikdateien, Karten für den Garmin-Navigator usw. tausche. Die Traveller sind eine sehr verschworene Gemeinschaft (s. im Blog zum Thema: Traveller aller Länder?.).
Der Weg in die Stadt Aqaba führt am Hafen vorbei. Von dort hat man auch Sicht auf Eilat (Israel), unser nächstes Ziel. Der Hafen von Aqaba, der größte Phosphatumschlagplatz der Region, soll weiter südlich zur saudischen Grenze verlegt werden. Auf dem Hafengelände soll in den nächsten 30 Jahren das Mega-Resort Marsa Zayed entstehen. Nicht zufällig ist der Namensgeber der 1. Präsident der VAE und soll an das Vorbild der Megaprojekte in Dubai anknüpfen.

21.3.11- 23.3.11 Wadi Rum
In der Wüstenstadt nehmen wir uns ein Guide nebst Jeep mit Allradantrieb. Die 60 Dinar waren angemessen, denn mit unserem Fahrzeug hätten wir nicht in die Wüste fahren können und die größte und prächtigste Wüstenlandschaft Jordaniens verpasst. Am Abend zuvor zeigt uns der Beduine noch einen Standplatz für die Nacht, mitten in der Wüste, eingerahmt von hoch aufragenden rötlichen Felswänden. Er gießt dort seine Bäume und will einen Campingplatz für Caravans errichten.























Wir fragen unseren Guide, warum die Proteste in Jordanien sich noch in Grenzen halten. Seine Antwort: Weil Andersdenkende vom König des Landes verwiesen werden. Aber das kann ja keine Dauer-Lösung sein, denke ich mir. So hat es in der DDR auch mal angefangen. In der syrischen Stadt Dara, in der wir vom 7.auf den 8.3.11 waren, scheint es auch nicht so ruhig zu bleiben, wie es den Anschein hatte. Sollte sich die Lage verschärfen, ist unser Rückweg über Land abgeschnitten. Das wäre er auch, wenn wir bei der Durchreise einen Stempel von Israel in den Pass bekommen würden. Arabische Länder, die im Kriegszustand mit Israel sind, verweigern dann die Einreise.

18.3.11- 20.3.11 Dana, Petra
Weiter fahren wir über Karak und steigen auf die uralte Kreuzritterfestung (900 m über dem Meeresspiegel, d.h. etwa 1.300 m über dem Wasserspiegel des Toten Meeres).



Anschließend erreichen wir das Dana ?Naturreservat und genießen eine herrliche Aussicht. Stellplatz in freier Natur und Übernachtung im Auto. Heut ist Freitag, d.h. für die Araber Feiertag. An solchen Tagen sind die Naherholungsziele, wie z.B. die heiße Quelle oder hier das Camp, sehr gut besucht. Abends fahren aber alle wieder nach Hause und wir stehen allein und genießen die zeitlose Ruhe im Reservat. Auf dem Rückweg lief uns eine Schildkröte über dem Weg.



Am Samstag fahren wir bis Petra und finden dort das Al Anbat Hotel mit Stellplatz, d.h. Schlafen im Auto und Mitbenutzung der Hoteleinrichtung für 6 Dinar (etwa 6 ? pro Person).
Am Sonntag besuchen wir das Unesco Kulturerbe Petra, in dieser Form einmalig. Einmalig ist auch der Eintrittspreis: 50 Dinar pro Person und Tag! Gerade in Petra ist schon vieles touristenverseucht. Auch die nicht bezahlte Freundlichkeit hat im Verhältnis zur Kommerzialisierung abgenommen. Das ist unser rein subjektiver Eindruck nach Syrien. Aber ansonsten ist Petra ein grandioses Erlebnis. Kultur und Natur in Einem. Eine rosarote Stadt, nicht aus Stein gebaut, sondern um das Jahr 0 herum in den Felsen gehauen. Wir brauchen 8 Stunden alles zu besichtigen, incl. einer Bergbesteigung, von dem wir wieder den Gesamtüberblick erhalten.













Völlig geschafft nehmen wir uns kurz bevor es dunkel wird ein Hotel mitten in der heutigen Stadt Petra. In aller Frühe, fast noch in der Nacht, werden wir von Allah aus allen Sprachrohren geweckt. Im Unterschied zu anderen arabischen Ländern schließen sich an den sonst üblichen kurzen Gesängen längere eindringliche, uns unverständliche Gebetsrufe über den Schalltrichter an. Im Hotel gibt es Internet.
Ich hole mir meine Montags-Zeitung und erfahre mit entsetzen, dass schon wieder ein neuer internationaler Krieg entfacht wurde. Damit ist wohl die Weiterfahrt über Libyen für uns nun endgültig gescheitert. Aber was mich viel mehr empört ist die Begründung des Krieges und dass wir schon wieder belogen werden (s. mehr dazu im Blog zum Thema ?seine Weltsicht?: Krieg gegen Libyen).

12.3.11 ? 17.3.11 Jerash, Amman (gefahrene km 37.315), Totes Meer, Madaba

Unterwegs nach Amman halten wir in der antiken Stadt Jarash.





In Amman verschaffen wir uns zuerst einen Überblick vom Berg mit Burg und antiker Stätte. Wir übernachten im Hotel, was wieder mal nicht einfach zu finden war und fahren auch schon am nächsten Morgen weiter, vorbei an der Moschee und einigen christlichen Kirchen in Amman.







Nach nur kurzer Fahrt, sind wir am Toten Meer. Die Etappen werden immer kürzer, denn wir haben Zeit und überlegen noch wie es weitergeht nach Jordanien. Die Gegend um das Tote Meer ist rau, aber wir finden einen Stellplatz weit oben, d.h. oberhalb des Toten Meeres. Das Tote Meer liegt etwa 400 m unter dem Meeresspiegel, der tiefste Punkt der Erde, über Wasser. Vom Nacht- und Stellplatz aus, ein Parkplatz in den Serpentinen, ohne Wasser und Toilette, ist es nicht weit bis zum Badestrand am Meer mit Restaurant Pool usw. Die Tage werden wieder sehr warm, auch die Nächte sind nicht mehr kalt. So haben wir uns das Reisen vorgestellt. Am Strand verbringen wir den Tag und bleiben noch weitere. Wir schwimmen wie ein Stück Holz auf dem Meer, mit dem Unterschied, Holz liest nicht.



Das heißt nur Geübte können hier richtig schwimmen. Die gute Nachricht: Untergehen kann man auch nicht. Möglich wird das durch den hohen Salzgehalt von etwa 30 %, der aus den vielen Mineralien ausgespült? wurde. Dramatisch ist der Rückgang des Wasserspiegels in den letzten 30 Jahren, der optisch an den Uferringen zu sehen ist. Forscher haben hier an Steinformation unterhalb des ehemaligen Wasserspiegels auch ihre These bestätigt bekommen, dass das Klima stark vom Rhythmus der Sonne beeinflusst wird. Je nach Magnetismus und Sonnenaktivität werden Wolken gebildet, unter denen es kalt wird. Weniger weiße Wolken absorbieren weniger Wärme und es wird wärmer, wie zurzeit. D.h., das Klima ist nicht nur abhängig vom CO2, also nicht nur menschengemacht. Die These ist schon etwa 5 Jahre alt, hatte aber wenig Chancen sich durchzusetzen, weil das Thema inzwischen auch politisch besetzt ist.
Vom Stellplatz aus hat man Nachts einen tollen Blick über das Tote Meer auf das Lichtermeer Jerusalems, direkt vor der untergehenden Sonne (Halb Sechs pm), bzw. dem untergehendem Mond (Halb Fünf am).









Am Donnerstag machen wir vom Stellplatz aus einen Ausflug nach Madaba, vorbei am Panoramakomplex mit Museum und Aussicht auf das Tote Meer. In der Mosaikstadt besichtigen wir die St. Georg Kirche. Madaba war das Kirchenzentrum der byzantinischen Zeit (Fortsetzung der spätantiken griechisch-römischen Phase). Im 2. Jahrhundert n.Chr. hat sich der christliche Glauben rasch verbreitet, trotz der Verfolgung durch die Römer. Im 4. Jahrhundert trat der Kaiser Konstantin selbst zum Christentum über, das anschließend zur vorherrschenden Religion wurde. Im 6. Jahrhundert besiegte das arabische das byzantinische Heer, und mit diesem folgte die arabisch-islamische Kultur.
Christliche Überlieferungen und das historische Erbe werden hier im Land des Islams gepflegt, wie schon in Syrien. Hier an der Brücke zwischen Orient und Okzident, am Schnittpunkt der verschiedenen Kulturen, findet man biblische Geschichte in Reinkultur. Gehört das Christentum zum Nahen Osten wie der Islam? Diese Frage drängt sich mir auf und ergibt sich aus einer ähnlichen Fragestellung in Deutschland (s. zum Thema im Blog: ?Seine Weltsicht?).
Weiter fahren wir noch zum Berg Moses, auf dem der Prophet seine letzten Tage verbracht haben soll.


Nach der biblischen Überlieferung führte Moses als Gesandter Gottes das Volk der Israeliten aus der Sklaverei. Gott soll ihm hier auf dem Berg in Richtung Jerusalems das ?gelobte Land? der Juden gezeigt haben. Das müssen die Israelis falsch verstanden haben, wenn sie daraus ableiten, ihr Territorium durch Krieg abzustecken, statt in Frieden mit den Palästinensern zu leben. Stattdessen sprechen die Zionisten den Palästinensern das Recht auf einen eigenen Staat ab und schaffen durch Siedlungspolitik vollendete Tatsachen, entgegen den berechtigten Interessen der Araber. Unter diesen wiederum ist der Antisemitismus z.T. soweit verbreitet, dass sie Hitlers Faschismus wegen seines Holocaust gutheißen, wie wir bereits in Iran, in Syrien und auch in Jordanien aus Gesprächen entnehmen mussten. Eine ziemlich verfahrene Kiste.
9.3.11 ? 11.3.11 Irbid, Ajiun
Hinter Irbid breitet sich die atemberaubende Landschaft mit Blick auf das Dreiländereck Syrien, Jordanien, sowie auf den Tiberias See in Israel von der Burg in Um Qays aus.






Im Dreiländereck herrscht Kriegsrecht, es schwelt ein alter Konflikt. Je näher wir zur Grenze Israels kommen, desto mehr Militärkontrollen. Für Touristen aber kein Problem, auch nicht wegen der aktuellen Ereignisse (s. dazu auch zum Thema Meine Weltsicht: ?Jordanien schwelt?). Über den Bergen halten sich Regenwolken, die die Sicht vernebeln, daher beschließen wir in Ajiun zu bleiben. Am nächsten Tag hat die Sonne gewonnen und wir haben aus dem Hotel eine herrliche Sicht auf die bebaute Berglandschaft, sowie auf die Burg Ajlun.





Syrien

Am 9.3.2011 verlassen wir Daraa in Richtung Jordanische Grenze. Wie wir später erfahren sprühen Teenager 6 Tage später, also am 15. März 2011, in Daraa die Parole »Das Volk will den Sturz des Regimes« in der Stadt Daraa an eine Wand ? und werden verhaftet. Damit beginnt ein Bürger- und später ein noch fürterlicherer Stellvertreterkrieg, der noch anhält.

7.3.11 ? 8.3.11 Damaskus (gefahrene km 36.769),
Mister Hiace weiß was sich gehört und meldet sich zum Ölwechsel zur rechten Zeit und am rechten Ort. Nach gut einer Stunde ist alles erledigt in einer Toyota Werkstatt kurz vor Damaskus. Wir übernachten in einem Hotel nahe der Altstadt. Diese sehe ich mir am nächsten Vormittag an mit Zitadelle, Moschee und Basar.









Inzwischen habe ich eine Basaro-Phobie. Barbara bleibt mit Reisedurchfall im Hotel. Mittags geht es weiter in Richtung Jordanien, unsere mit Visa vorgegebene Zeit in Syrien läuft ab. Kurz vor der Grenze sehen wir uns noch das Amphitheater in Bosra an und finden anschließend das Hotel Bentaldeek in Daara (auch Ain Dara, eine Blüte der römischen Zeit). So interessant die Zeugnisse vergangener Zivilisationen sind, auch wenn es nur eine Spur der Steine ist, langsam stellt sich aber auch eine Steino-Phobi ein.





Zwischen Damaskus und jordanischer Grenze liegt Quneitra, ein strategisch wichtiger Punkt auf den Golanhöhen, der von israelischen Zionisten im 6-Tage Krieg besetzt und später von der syrischen Armee zurück erobert wurde. In Syrien ist Quneitra Symbol des Kampfes und des Widerstandes gegen einen Agressor.
Am nächsten morgen navigieren wir zum Wasserfall, mal wieder ein Naturereignis, westlich von Daara an der Grenze zu Jordanien. Zuerst finden wir zufällig einen anderen als den gesuchten. Aber der ist fast noch schöner. Für Interessenten habe ich im Navi die Route mit den beschriebenen Wegepunkten nebst Koordinaten gespeichert.





Wasserfall von unten und von oben, es ist Regenzeit. Über Daara fahren wir zur jordanischen Grenze nach Ar Ramtha. Wider Erwarten war der Grenzübertritt recht entspannt, denn wir hatten ja noch kein Visum. Das bekommen wir anstandslos on arrival, also an der Grenze. In Syrien bezahlen wir noch einmal 100,-USD für die 2. Woche Dieselsteuer. Trotzdem war damit der Sprit immer noch billiger als in Deutschland. In Syrien kostet er konstant (weil staatlich) 20 SYR, also etwa 25 Cent. Insgesamt waren die Grenzkosten (Visa, PKW-Versicherung, Dieselsteuer usw.) damit etwa so teuer wie in Iran, bzw. wie sonst in keinem anderen Land. Damit waren die Kosten für Iran am höchsten, weil wir ja nur ein Transitvisum für 7 Tage hatten. Für Jordanien sind die Kosten an der Grenze dagegen sehr preiswert. Hinter der Grenze fahren wir noch bis Irbid und nehmen dort, weil schon dunkel, das erst beste Hotel.

3.3.11 ? 6.3.11 Aleppo, Ar Raqqa, Deir-Ez-Zor, Tadmor
Von Hama fahren wir in Richtung Aleppo und besichtigen unterwegs die Ruine Ebla.



und in Aleppo die Zitadelle. Erst finden wir keinen Parkplatz, dann ist die Zitadelle auch schon um 16 Uhr schon geschlossen. Wir gehen noch ein Stück durch den Basar (Souk), der 12 Kilometer lang sein soll.





Zu guter letzt finden wir unser Fahrzeug mit Radklammer wieder, aber den Schlüssel hat Gott sei dank der Parkwächter. Wir zahlen erhöhte Parkgebühr und verlassen enttäuscht die Stadt, die bestimmt sehenswert ist. Als es dunkel wird, parken wir an einem Rastplatz, der ein Vergleich mit gewohnten Maßstäben natürlich nicht standhält. Die Tage sind schon fast heiß, zumindest im Auto. Das ermutigt uns wieder zu campen. Aber die Nacht ist noch kühl, um den Gefrierpunkt kondensiert das Wasser innen am Autoblech. Am folgenden Freitag ist es nicht mehr weit bis zum Staumauer des Euphrat bei Al Thawra. Der ist sehr lang aber weniger hoch und kann sich daher kaum messen mit der Stromleistung am Jenissei oder am Jangtse. Auch hier am Euphrat stießen Staumauern auf Proteste, z.B. wegen der Umsiedlungsprobleme.





Unweit befindet sich das lohnenswerte Ziel der Burg Qal Aat Ja Abar, die wegen ihrer Höhe nicht überflutet wurde. Am Fuße der Burg haben Elke und Peter mit Ihrem Caravan Platz gefunden. Die beiden sind uns sympathisch und wir unterhalten uns lange weniger über Gott als viel mehr über die Welt. Schade dass wir am Abend zuvor nicht noch 30 km weiter gefahren sind. Sie sind älter als wir, was mich bestärkt, die Welt in Etappen weiter zu bereisen. Anschließend atmen wir die klare Luft und bewundern die Landschaft von der Burg aus. Ein herrliches Farbenspiel zwischen dem Blau des Wassers, dem Grün der Pinien und dem Gelb des Bodens.





Eine syrische Familie sollen wir erklären, wie man mit ihrem Handy Fotos macht. Da wir arabisch nicht können, gelingt es uns nicht. Wir versprechen ihnen unser Foto zuzusenden. In Halabiey besichtigen wir Stadttor und Moschee. Auffällig der Personenkult. Auch hier wie in jeder größeren Stadt ein Denkmal vom Präsidentenvater und in jedem Ort Bilder vom amtierenden Präsidentensohn.





Wir fahren noch bis zur Ruine der Stadtmauer bei Halabiyeh. Von dort hat man einen herrlichen Blick auf die archäologische Anlage und dem Euphrat. Wir lernen bei der Besichtigung der Anlage eine Familie kennen, die uns auf ihre Decke einlädt. Aus dem offenen Auto schallt Musik und wir können uns nicht raushalten, als sie tanzen.







Als es dunkel wird müssen wir die Anlage verlassen. Der Wächter bringt uns noch bis zu unserem Stellplatz, den wir uns vorher noch ausgesucht haben. An einer bewachten Pontonbrücke, die nicht auf der Karte verzeichnet ist, begeben wir uns für die Nacht in Sicherheit. Es sind zivile Sicherheitskräfte, die mit Maschinenpistole bewaffnet sind und uns vor der Brückenkontrolle übernachten lassen. Am nächsten Morgen lädt uns noch der Ruinenwächter ein, dann fahren wir über Deir ez Zor und laufen über eine Hängebrücke. Wir fahren vorbei an vielen Dörfern, vorbei an ein Wüstenschloss.







Wir fahren noch bis Tadmor, zur historischen Anlage Palmyra, einer aramäische Oasenstadt, die einst Treffpunkt von Seidenkarawanen aus Asien und Gewürzhändlern von der arabischen Halbinsel war. Außer uns gibt es auch hier nur wenige Traveller, die die historischen Schätze des Landes erkunden wollen. Pauschaltouristen sehen wir keine.
Direkt am Gelände finden wir einen Campingplatz, ein Oasenplatz mit Olivenbäumen und lernen noch Michi und seine Freundin kennen. Er war schon mal 7 Jahre als Weltreisender unterwegs, sie noch nie mehr als 4 Wochen von zu Hause weg. Am nächsten Morgen fahren sie mit ihrem Caravan weiter nach Jordanien. Sicher begegnen wir uns dort noch einmal. Wir duschen derweil, waschen Wäsche und sehen uns Palmyra an, eine der schönsten und eindrucksvollsten Stätten des Morgenlandes.








1.3.11 ? 2.3.11 Hama
Die Landschaft Syriens bietet eine Fülle abendländischer und orientalischer Kultur, die allerdings nicht immer leicht zu finden ist. Wieder auf der Seidenstraße (Lattakia, Damaskus, Bosra) steht fast auf dem Weg die gut erhaltene, im 12. Jahrhundert uneinnehmbare Kreuzritterburg Krak de Chevalier. Und wieder ein phantastischer Blick auf die Landschaft, von oben herab.





In der Stadt der Wasserräder (gigantische Norias) Hama beziehen wir Quartier in einem einfachen, aber sauberen, mit allem ausgestatteten, preiswerten Hotel, in dem auch viele Traveller absteigen (www.syriaphotoguide.com/riadhotel , 1,200,- SYP, genannt Lira = 24,- USD pro Doppelzimmer). Im Gegensatz zur Türkei ist das Leben hier wieder sehr preiswert, nur Internet ist nicht mehr so selbstverständlich wie in der Türkei. Preiswert ist relativ, denn ein hoch ausgebildeter Syrer (z.B. Englischlehrer an der Universität) verdient hier vielleicht umgerechnet 300,- USD. Trotzdem machen die Syrer einen sehr zufriedenen Eindruck, es ist ein friedliches Volk, noch unverdorben vom Tourismus. Die Herzlichkeit, vorurteilslose Freundlichkeit und Gastfreundschaft die uns empfängt, kommt hier von innen, im Gegensatz zu Iran, meint Haitham. Es ist ein höfliches und unaufdringliches Entgegenkommen. Wir werden oft gefragt ?where are you from?. Bei Deutschland leuchten immer die Augen auf. Sie schätzen Aufrichtigkeit und Fleiß, obwohl ihr eigener Fleiß eingeschränkt wird durch Rituale des Islam am Tag und durch langes Fernsehen in der Nacht. Auch die Kinder sind sehr neugierig. Wer als Ausländer Interesse an ihnen zeigt, den lassen sie mitunter nicht wieder los.



Wenn Makler auf der Straße sitzen, dann nicht weil sie arbeitslos sind, sondern weil sie wie hier in Hama ihre Büros auf dem Hocker vor der Behörde öffnen. Sie haben Dokumente mit Stempeln und Marken, nehmen Angebote und Nachfragen entgegen, um sie dann mit der Behörde zu bearbeiten.



Als wir uns dafür interessieren, fragen zwei gut gebaute junge Männer, ob sie helfen können. Erst bin ich ein wenig misstrauisch, weil helfen auch oft mit ?Bakschisch? verbunden wird, wie der Taxifahrer der voraus fährt, um uns den Weg zum Bankomat zu zeigen. Aber es sind freundliche Syrier, die uns die Altstadt von Hama zeigen.





Anschließend lädt uns Haitham und sein Freund zum Cafe ein und lehnen es strikt ab, dass wir bezahlen. Abends verabreden wir uns zum Fitness. Ich gehe also mit drei sprichwörtlichen Bodybuildern zum Krafttraining, seit 8 Monaten mal wieder. Ich habe Krafttraining immer mehr zur Erhaltung der Kondition betrieben, nicht zwecks Bodybuilding.
Morgens gehe ich im T-Shirt Brötchen holen und werde etwas komisch beäugt. Hier ist noch Winter. Komisch, in China waren wir immer die Frostbeulen, also gibt sie es doch, die gefühlte Temperatur. Zurück gehe ich über einen kleinen orientalischen Markt um Eier zu kaufen. Die Stadt mit ihren Menschen ist mir sympathisch.

24. 2. - 28.2.2011 Latakia, Banyas, Tartus
Am Donnerstag erreichen wir die türkisch - syrische Grenze (Yayaldagi ? Kassab). Es ist nach langer Zeit wieder mal ein Grenzübergang auf dem Landweg mit dem eigenen Fahrzeug, nicht zu vergleichen mit den völlig unkomplizierten Grenzübergängen in der Luft. Aber der Grenzübergang nach Syrien ist relativ entspannt, keine Probleme und relativ schnelle Abwicklung, erstens weil wir ein Visum haben und zweitens, weil die syrischen Beamten ohne jede sonst übliche Überheblichkeit arbeiten. Wir sprechen mit einem Italiener auf dem türkischen Zollhof, der mit seinen beiden erwachsenen Kindern mit der Taxe einen Ausflug nach Syrien machen wollte. Das wird ihnen verwehrt, weil sie keine Visa haben. Wir haben sie deshalb, nicht weil wir gründliche Deutsche sind, sondern weil wir schon einige schlechte Erfahrungen hinter uns haben (s. zum Blog Thema: Lustig ist das Travellerleben?.). Allerdings haben wir vor, das jordanische Visum ebenfalls an der Grenze zu erwerben, da das nach den uns zur Verfügung stehenden Informationen möglich sein soll (schaun wir mal). Aber es bedeutet auch mehr Zeit einzuplanen, als mit Visa. Andererseits ist es kürzer, als über das jordanische Konsulat in Damaskus. Aber der Weg zurück nach Damaskus ist, wenn es sein muss, auch nicht so weit. Den Pass wieder nach Deutschland zu schicken wollen wir um jeden Preis vermeiden, da das immer noch billiger ist, als eine ?Dienstleistung? deutscher Visadienste in Anspruch zu nehmen, ?die es auch von den Lebendigen? nehmen. Übrigens war es ein sehr freundliches und informatives Gespräch mit dem deutsch und englisch sprechenden Italiener. Er war Jurist in Italien und ist jetzt im Vorruhestand, sozusagen ausgestiegen. Er hat die Nase voll von der der besten Demokratie der Welt. Die Beste, nur weil es noch keine Alternative gibt. Seine Kinder studieren, sein Sohn z.B. in Oxford, der Vater finanziert das Studium. Nicht zuletzt deshalb stimmt es ihn traurig, dass ihn seine Kinder nicht verstehen, für sie ist die Welt in Ordnung. Sie sehen nicht, dass diese Demokratie trotz aller Vorzüge mehr als scheinheilig ist, und sie sehen keinen Grund daran Zweifel zu hegen. So wie offensichtlich die meisten seiner Zeitgenossen, die die Politik Berlusconis gewählt haben. Ein einsamer Mensch, mit seiner Weltanschauung. Wie ich. Oder? Unterwegs versuchen wir einen Stellplatz an der Küste zu finden. Auf einem Waldweg kommen wir an einen Schlagbaum. Ein Posten in einer wenig militärischen Uniform rückt schon mal seine Maschinenpistole zurecht, ich hebe noch im Fahren schon mal die Hände. Er lacht. Ich frage, ob er einen Caravan- Camping- Platz kennt. Natürlich nicht. Wir drehen um und sehen schweres Gerät in getarnter Stellung. Klar, hier herrscht Ausnahmezustand seit dem Krieg, den Israel angezettelt hat. Wir kommen bis zur Hafenstadt Latakia und finden ein Hotel bevor es dunkel wird mitten in der Stadt, am Platz Al Chouhada. Dort steht eines der fast monumentalen Denkmäler von Präsident Hafiz al-Assad, Vater des jetzigen Staatschefs.



Mir kommen Bilder aus Bagdad in Erinnerung, als Saddam Husseins Statue am 9.4.2003 auf dem Ferdos-Platz von US-Soldaten vom Sockel gestürzt wurde. Aber in Syrien deutet nichts darauf hin, dass es bald zu einem weiteren Sockelsturz in Nahost kommen könnte (s. im Blog zum Thema: ?Syrien im Umbruch??). Nachts um drei knallt es. Nein, nein kein Schuss, sondern ein Jugendlicher, der seine Fahrkünste überschätzt und mit einem schnellen Auto aus der Kurve getragen wird und am Laternenmast landet. Aus dem Balkon darüber schaue ich mir die Nachtszene eine Weile an. Die Stadt ist sehr unruhig, das billige Hotel nicht sehr schalldicht. Schnell bildet sich eine Menschentraube. Ein Polizist mit Maschinengewehr unterhält sich mit den Insassen, die nicht aus ihrem Fahrzeug aussteigen. Mitarbeiter des hier allmächtigen Sicherheitsapparates?.? Dann kommt in einem weiteren schnellen PKW der wahrscheinliche Eigentümer des Unfallwagens. Als er den Schaden sieht, kommt es zu einer rabiaten Rangelei. 5 gegen einen, den Unglücksfahrer. Die Polizei in Zivil geht sehr rabiat dazwischen und führt alle in die gegenüberliegende Polizeistation. Wenig später, gegen vier Uhr Morgens wird es endlich ruhig in der Stadt. Bis um fünf Allah aus dem Schalltrichter der gegenüberliegenden Moschee zum Gebet ruft. Im Auto am Strand ist es doch schöner und ruhiger, aber leider schwer zu finden.
Am Morgen, gegen neun Uhr ist die Stadt wie ausgestorben, die Geschäfte noch nicht geöffnet, außerdem ist es Freitag und hier damit Sonntag. Also war die Unruhe ganz normal. Das ist wichtig zu wissen, bevor die Phantasie mit einem durchgeht. Wir fahren weiter kurz hinter Banyas auf die Festung Qala at al-Marqab



und genießen etwa 600 Meter über dem Meeresspiegel die Sicht auf diesen.



Wieder am Meer gehen wir einkaufen. Dort zeigt uns ein freundlicher Mensch den Weg zu einem Hotel, an dem wir gerade vorbei gefahren sind. Die Schilder waren nur in arabischer Sprache und die Fenster waren alle verschlossen. Der freundliche Mann heißt Josef und ist Katholik, was man, wie die katholischen Kirchen, in einem moslemischen Land nicht erwartet. Vor allem kennt Josef den Inhaber des Hotels, der uns ein Apartment mit Küche direkt an der Strandstraße öffnet. Es ist noch keine Saison und viele Hotels sind wie gesagt noch nicht betriebsbereit. Die Küche kommt uns sehr gelegen, da wir unsere Speisen auspacken können. Außerdem wäre die Nacht im Auto sehr ungemütlich geworden, da ein starker Sturm und Gewitter aufkommt.
Am Sonnabend hat uns Josef mit seiner Familie zum Tee eingeladen. Er zeigt uns Bilder aus Japan, als er dort in der syrischen Botschaft gearbeitet hat. Er war auch mal Vorkoster des Präsidenten, erzählt er. Er bestätigt uns auch, dass in Syrien momentan keine Unruhen bevorstehen und dass das Land nur ein wenig sozialistisch ist. In Kürze will er seinen neuen Arbeitsplatz in der syrischen Botschaft in Berlin antreten. Vielleicht sehen wir uns dort mal wieder. Vielleicht kommen wir hier auch noch mal vorbei, wenn unsere Reise vor Jordanien oder Ägypten gezwungenermaßen wegen aktueller Ereignisse zu Ende sein sollte. Schnell erreichen wir Tartus, die nächste Hafenstadt. Die Hotelpreise für eine Doppelbettzimmer schwanken hier zwischen 10,-? (kleines Zimmer in einer Wohnung mit WC) bis 200,-? in einem Resort-Hotel (Touristenpreise für Europäer, für Einheimische hier kaum zahlbar). Wir finden ein Hotel mit Blick aufs Meer und auf die Insel Arward.



Das Doppelzimmer für 1.250,- syrische Pfund (entspricht etwa 25,-USD, soviel wie ein Essen für 2 in einem gutem Restaurant). Apropos Essen: Ich zahle in einem guten Restaurant mit 2 Tausender aus dem Bankomat. Beim rausgeben fehlt ein 500er. Der Kellner meint, es waren nur 1.500 syrische Pfund. Da steht Aussage gegen Aussage, was tun? Wir verlassen das Lokal, ich bin ziemlich sauer. Es geht zwar ?nur? um 10,-USD, aber auf halben Weg drehe ich fest entschlossen auf dem Hacken um. Barbara geht schon mal besser ins Hotel. Im Lokal plustere ich mich auf und sage, weil ich sicher bin mit fester Stimme, dass ich sicher sei, dass es 2 Tausender waren. Ein junger Mann kommt dazu und stellt sich als Restaurantmanager vor. Ich wiederhole meinen Text, in nicht viel mehr englisch als er, aber wir verstehen uns. Er gibt mir anstandslos einen 500er und meint, dass er die bezahlt. Ich lasse Luft ab und sage noch, das muss er nicht, sondern der Kellner, der nicht mehr zu sehen ist, aber er meint das sei ok. Was war das jetzt, ein sauber aufgelöstes Missverständnis oder ein abgekartetes Spiel? Jedenfalls war der Abend gerettet.
Am Montag suchen wir in der Hafenstadt ein Shipping Service. Wir erfahren, dass ab Alexandria (Ägypten) eine Fähre nach Italien (www.visemarline.com) fährt, falls wir von dort nicht weiterkommen und auch nicht zurückkommen, weil wir kein 2. Visum für Jordanien oder Syrien haben. Seit 2 Tagen geht hier ein mächtiger Sturm gemischt mit Gewitter. Als die Sonne sich blicken lässt schippern wir zur Insel Arwad.







Spottbillig, aber mit einer Nussschale wird die Überfahrt bei 2 m hohen Wellen zum Abenteuer. Barbara meint, ich sehe gelb aus im Gesicht. Zurück droht uns bei der Hafeneinfahrt eine Monsterwelle zu überschwemmen.



Aber wir erreichen das Ufer, wenn auch mit Müh und in Not.
Aus jetziger Sicht fahren wir wohl doch nur bis zu einem ägyptischen Hafen, da eine Weiterreise nach Libyen wohl nicht möglich sein wird. D.h. wir haben jetzt etwas mehr Zeit für Rundfahrten in Syrien, Jordanien und Sinai.


Vorheriger Abschnitt: Reise Iran, Türkei, Dubai, China, Türkei2

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toll
die wüstenfotos sind sehr beeindruckend...
die andern aber natürlich auch ;)

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Danke
... für das Kompliment. Leider hat sich die Linse meines Fotoapparates wahrscheinlich durch Wüstensand verklemmt. Wir mussten uns einen neuen holen. Vielleicht macht der ja noch bessere Bilder.

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