Freitag, 2. Juli 2010
Die Vorbereitung
Die Vorbereitung
Bei der Vorbereitung habe ich gestaunt, wie viele Globetrotter unterwegs sind und den verrückten Plan einer größeren Reise über eine längere Zeit umsetzen. Das Wissen darum verleiht einem die Sicherheit, dass es geht. Andererseits setzt der kleinste Teil derer, die den Wunsch haben, den Traum einer Weltreise auch in die Tat um.

Es ist leichter zu tun als den Entschluss dazu zu fassen.

Menschen sind wie Wassertropfen, wenn es darum geht, sich von ihrer Umgebung loszureißen. Ein Tropfen muss viel Energie sammeln um seine Haftspannung endlich zu überwinden. Das ist im übertragenen Sinne die größte Leistung der Vorbereitung. Dazu gehört viel, nicht nur Vorbereitung. Nach der Idee braucht man ein Zeitfenster. Mein Zeitfenster war der Eintritt ins Rentenalter. Barbara brauchte dazu die Zustimmung ihrer Firma, 1 Jahr auszusetzen, bzw. ein Sabbat-Jahr zu machen. Zudem brauchte sie die Sicherheit, dass ihre Kinder soweit selbstständig sind, dass sie auch ohne ihre Mutter auskommen.
Dann braucht man viel Zeit für die Vorbereitungen. Hinweise, dass man mindestens ein halbes Jahr vor Abreise „aussteigen“ soll, habe ich leichtsinnig unterschätzt. Ursprünglich wollten wir im September letzten Jahres (2009) starten und haben dann mehrmals verschoben. Dann wollten wir Anfang April starten. Da noch lange nicht alles vorbereitet war, haben wir nochmals verschoben, um dann endlich am 1.Juni abzufahren. Da hatten wir bereits einige Tage Verspätung gegenüber dem Termin, der im Russland- und Mongolei Visum stand. Also haben wir die Zeit bis zur russischen Grenze straffen müssen. Aber bis Tscheljabinsk lief alles nach Plan. Dort sind wir nach 6.640 km auf den Tag genau „gelandet“. Lt. Plan habe ich im Schnitt mit 400 km Fahrkilometer pro Tag, und für jeden Etappenort in Russland z.B. nur 1,6 Tage Aufenthalt (wegen der Verzögerung) gerechnet. Später haben wir mehr Tage Aufenthalt für jeden Fahr-Tag eingeplant. Um die Route zu planen, mussten viele Informationen (Visapflicht, Reisewarnungen, Straßenverbindungen, Grenzübergänge, erforderliche Impfungen und Versicherungen usw. usw.) insbesondere per Internet eingeholt werden. Das braucht Zeit und kostet Nerven, weil wir uns unter Zeitzwang gestellt haben. Irgendwann reift dann auch die Einsicht, dass nicht alles vorbereitet werden kann, sonst kommt man nie los.
Für uns galt es zwei Umzüge zu organisieren (Berlin- Berlin und Hamburg - Berlin) und das Inventar zweier Wohnungen für ein Jahr „einzumotten“. Zwei Autos mussten verkauft und ein neues für die Reise gekauft, versichert, versteuert, ausgebaut und gepackt werden. Den schwierigsten Teil hatte Barbara zu meistern, sie musste ihre Heimat, liebe und vertraute Freunde und ihre Arbeitsstelle verlassen. Das Schwierigste für mich war, alle Vorbereitungen dafür zu treffen, dass meine demente Mutter auch weiter betreut wird. Für mich wie für sie war es kein leichter Abschied. Der Staffelstab musste an den letzten verbliebenden der Geschwister übergeben werden. Das langwierigste war für mich meine Eigentumswohnung zu renovieren und zu modernisieren, einen Verwalter einzusetzen, um sie dann sicher für ein Jahr möbliert zu vermieten. Dazu mussten Mieter gefunden und unter Vertrag gesetzt werden. Das waren die Voraussetzungen für unser Finanzierungskonzept, d.h. laufende Kosten in Deutschland mussten gegen Null gefahren werden. Das war auch der schwierigste Teil der Vorbereitung und tut mitunter richtig weh. Vieles musste umorganisiert werden, das Telefon und die Krankenversicherung usw. abgemeldet, eine Wohn- bzw. Postadresse eingerichtet werden. Nicht zuletzt muss man sich für ein Jahr von allem Gewohnten lossagen, sich von Freunden und Familie verabschieden. Man muss seine relative Sicherheit gegen die völlige Ungewissheit eintauschen. Wir sind nicht nur naiv und blauäugig um zu wissen, dass uns nicht nur Abenteuer erwarten, sondern auch Entbehrungen. Aber wir haben uns gefunden und wollen es gemeinsam „durchstehen“ und ein Leben über den üblichen Tellerrand hinaus erfahren.

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Der Unfall in Kagan
Ich wünsche Euch viel Glück, dass diese Werkstatt Euch vernünftig das Auto repariert.
Und ich freue mich für Euch, dass Ihr in Sohib und seiner Familie so tolle Menschen gefunden habt. Das verstehe ich wirklich unter Nächstenliebe, die Bereitschaft einer Person, ihren Mitmenschen zu helfen und Opfer für sie zu bringen. Selbstlose Hilfs- bereitschaft ist als menschliches Verhalten nicht immer anzutreffen.
Viele Grüße, Anja

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Gastfreundschaft
Die Gastfreundschaft ist wirklich bemerkenswert. Ich habe mich schon oft gefragt, wie man sich selber verhalten würde, wenn die Rollen in Deutschland vertauscht wären. Für mich ein Grund darüber ernsthaft nachzudenken und hoffentlich auch nachhaltig Schlussfolgerungen zu ziehen.

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