Sonntag, 5. September 2010
Reise Zentralasien 4.9.10 - 11.11.2010
Nächster Reiseabschnitt s.: Reise Türkei, Iran, Dubai, China

Zentralasien

Turkmenistan

10.11.- 11.11.10 , km-Stand: , UTC +3,5
Morgens um 6 stehen wir vor der Grenze zu Turkmenistan. Der Grenzübergang geht relativ zügig. Die einzige Verzögerung: die Usbeken finden unser Auto nicht in ihrem Computer. Beim Grenzeintritt hat man versäumt, uns eine Zollbescheinigung für das Auto auszustellen. Wir müssen für diese Schlampereien mit unserer Zeit bezahlen. Die Visa- Uhr läuft, wir haben 2 Tage um aus Turkmenistan wieder raus zu sein. Die geplante Strecke über Khiwa (bekannt als eine Museumsstadt in Usbekistan unter freiem Himmel) und zum Feuerloch in Turkmenistan entfällt. Statt dessen fahren wir die lt. Visa noch mögliche, kürzeste Strecke durch Turkmenistan bis Marie und nehmen uns ein Hotel. Unterwegs besichtigen wir mehr im vorbeifahren Merv, eine historische Anlage des Islam an der Seidenstraße.









Am nächsten Tag fahren wir bis zur Grenze nach Iran über Sarakhs. Vormittags nutzen wir noch Internet in einem anderen Hotel im Stadtzentrum. Wir glauben Zeit zu haben, da uns der Grenzbeamte sagte, die Grenze sei bis 17 Uhr geöffnet. Wir sind pünktlich an der Grenze. Aber Schreck lass nach, das Tor ist zu, die Grenze geschlossen, angeblich nur bis 16 Uhr geöffnet, wegen der Zeitverschiebung zu Iran. Wenn wir jetzt bis zum nächsten Tag warten, wird man uns zum OVIR nach Ashgabat schicken, um das Visum zu verlängern. Und immer grüßt das Murmeltier. Wir wollen den Gedanken nicht zu ende denken. Es gibt nach unserer Vorstellung noch eine andere Lösung. Man macht uns die Papiere in Turkmenistan mit heutigem Stempel fertig und lässt uns auf dem Grenzhof im Auto übernachten. Aber der Grenzbeamte lässt nicht mit sich reden und zeigt uns nur die gekreuzten Hände: geschlossen. Ich postiere mein Auto vor dem Tor, welches auch gleichzeitig die Ausfahrt ist und gebe ihm zu verstehen, dass ich seinen Natschalnik (Vorgesetzten) sprechen möchte. Das versteht er und trottet los. Aber auch der kreuzte nur die Hände. Inzwischen hat sich auf der anderen Torseite eine Schlange von LKW gebildet, die heraus wollten. Konnten sie aber nicht, weil ich die Ausfahrt versperre. Ich lasse es auf eine Kraftprobe ankommen. Als der 3. Natschalnik sich am geschlossenen Tor einfindet, scheint sich etwas zu bewegen. Man muss aber erst in Ashgabat nachfragen. Ich lasse ein paar LKW´s raus und postiere mich wieder. Die nächsten LKW`s stehen vor dem Ausgang, sie bleiben mein Druckmittel. Die Situation scheint zu eskalieren, als sich einer der LKW-Fahrer einmischt, der raus oder nach Hause will. Ich lasse es darauf ankommen. Und plötzlich winkt uns der 1. Beamte rein. Nach längerem hin und her lassen sie sich auf unseren Vorschlag ein. Der Antrag zur Einreise wird noch fertig gemacht, die Pässe verbleiben bei den Beamten und wir verbringen die Nacht in unserem fahrenden Hotel auf dem Grenzhof. Warum nicht gleich so? Für den jungen Soldaten, der ins englische dolmetschen, aber keine Privatgespräche mit uns führen durfte, war es eine willkommene Abwechslung.

Usbekistan

9.11.10 Buchara – Taschkent
Wir fahren hin und zurück Tag und Nacht durch, da unser 5-Tage Visum für Turkmenistan am 11.11.10 ausläuft und wir in Gefahr laufen, ein neuer Visa-Fall zu werden. Wir wollen für Turkmenistan kein neues Visa beantragen (Wartezeit bis 5 Tage, 100,- USD). Eine Verschiebung des festen Durchreisetermins lehnt der turkmenischen Konsul ab. Niemand hat uns hier wirklich helfen können, um aus der unverschuldeten Zeitverzögerung herauszukommen. Wir sind lediglich durch etliche Instanzen durchgereicht worden. (Deutschland lässt wieder grüßen). Dafür haben wir aber tolle Menschen kennengelernt und einen echten Freund gewonnen: Sohib.
8.11.10 Kagan- Taschkent
Wir machen noch einen Versuch beim OVIR in Buchara, um den Weg nach Taschkent zu vermeiden, nur um ein Exit-Visum abzuholen. Aber es gibt kein Erbarmen, wir müssen nach Taschkent. Hin und zurück sind es ja nur 1.500 km! Der Natschalnik raubt uns nur unsere Zeit, nur um uns ein 4. unnützes Schreiben mit auf dem Weg zu geben. Siehe auch zum Blog-Thema: Lustig ist das Travellerleben….. .

3.11.10 - 7.11 Noch immer in Kagan
Ich fahre jeden Tag in die Werkstatt um nach dem Rechten zu sehen. Erstaunlich wie alle Blechteile wieder Gestalt annehmen, wirklich meisterliche Handarbeit. Es ist kein neues Auto mehr, aber rein optisch ist der Schaden nicht mehr zu sehen. In Deutschland würde man wohl kaum so einen Handarbeiter finden, auch nicht oder gerade wegen des 10-fachen Stundenlohns, weil zu uneffektiv. In dieser Zeit können bei Austausch aller Teile 3 Autos instandgesetzt werden, zu Lasten des Kunden, bezüglich des Preises. Als Geschädigter geht es hier zu meinen Lasten.
Um das Gerichtsprotokoll zu bekommen, muss ich mehrmals zum Gericht fahren. Einmal gefiel meine Erklärung samt Übersetzung nicht, dass ich auf alle weiteren Forderungen verzichte, weil ich selbst eine Forderung gestellt habe. Beim nächsten mal fehlte das Siegel. Auch um das Schreiben, dass wir unbeschadet über die Grenze kommen, müssen wir uns mehrmals bemühen. Immer wieder sind neue Forderungen der Behörden zu erfüllen. Aber ich habe Zeit und sonst keine Verpflichtungen, sonst wäre der Stress wie in Deutschland unerträglich. Sohib muss arbeiten und hilft über Telefon. Ohne Dolmetscher würden wir alt aussehen.
Am Samstag hole ich unser Auto aus der Werkstatt. Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, im Vergleich zu vorher und nachher:





Der Unfallverursacher kann bei der hier üblichen Lösung auch zufrieden sein, da er nur etwa 1/3 der vom Gericht festgestellten Schadensumme zahlt. Für deutsche Verhältnisse sehr wenig. Der eigentliche Schaden verbleibt bei mir, da das Auto in Deutschland natürlich an Wert verliert, infolge Unfall, wenn auch nur die Weichteile am Auto betroffen waren.. Aber Hauptsache ist, wir können weiterfahren. Den Unfallverursacher kann ich mit Hilfe des Gerichtssekretärs, der deutsch kann, noch bewegen 100 USD zu zahlen für Rücklicht und vorderen Scheinwerfer, die es hier nicht gibt.
Wir laden das Auto wieder ein und machen anschließend einen Familienausflug (Sohib und sein Bruder jeweils mit Frau und Kind, sowie seine Eltern) in Emirs Sommerpalast nach Buchara.



10 Passaagiere, kein Problem mit dem wieder instandgesetzten Hiace.
13 Tage in Sohibs Familie

28.10.10 - 2.11 Immer noch in Kagan
Lt. Reisehinweis des deutschen Außenministeriums heißt es zu Usbekistan: „Durch die nicht immer regelkonforme Fahrweise anderer Verkehrsteilnehmer ist ein nicht an den örtlichen Fahrstil gewöhnter Autofahrer einer erhöhten Unfallgefahr ausgesetzt.“ Für mich bekommt dieser Hinweis jetzt eine besondere Bedeutung. Das Auto bleibt auf dem Polizeihof versiegelt, bis alle Untersuchungen zum Unfallhergang abgeschlossen sind. Am Donnerstag ist auch das Schuld-Gutachten fertig. Eigentlich liegen alle Voraussetzungen für den Abschluss der Untersuchungen vor. Wir werden mehrmals vorstellig beim Untersuchungsführer. Am Samstag soll der Termin beim Verwaltungsgericht sein. Wir erfahren, dass der Untersuchungsführer den Fall untersucht, weil wir Ausländer sind. Die Akte geht von dort zur Verkehrspolizei. Am Samstag warten wir dort 3 Stunden auf den Gerichtstermin, aber die Verkehrspolizei weiß von nichts, der Termin wird auf Montag verschoben. Das heißt Termine, wie wir sie kennen, gibt es hier offensichtlich nicht. Am Montag fahren wir mit der Marshrutka (Kleinbus ohne Fahrplan mit festen Zielen) zum Gericht, Sohib kommt von seiner Arbeit dorthin. Den Rechtsanwalt brauchen wir nicht, weil wir das Gefühl haben, er vertritt nicht unsere Interessen. Im Gerichtssahl befindet sich auch eine Stahlgitterzelle, wie wir sie hier im russischen Fernsehen gesehen haben. Nach Befragung aller Beteiligten verhängt der Richter für den LKW-Fahrer und seinen Unternehmer eine Ordnungsstrafe. Der LKW-Fahrer hat den mit Gutachten festgestellten Schaden in Höhe von ca. 4 Mill cym allein zu zahlen. Ich stimme dem Urteil zu, und bin erleichtert, dass mir keine Schuld zugeordnet wird. Gleichzeitig bin ich enttäuscht, dass nicht auch der Unternehmer für den Schaden aufzukommen hat. Über die Ordnungsstrafe von 45.000 cym lacht er sicherlich nur. Bei dem LKW-Fahrer hat es wenig Sinn auf die Begleichung der Schadenssumme zu klagen. Einem nackten Mann kann man nicht in Tasche greifen. Aber er bietet uns auf seine Kosten eine Werkstatt seiner Wahl an, die das Auto wieder instandsetzt. Natürlich ohne Austausch der Blechteile. So ist hier Schadensausgleich üblich. Das Urteil ist für uns bezüglich der Schadenssumme nicht das Papier wert, auf dem es steht. Unter diesen Umständen wählen wir den Spatz in der Hand. Auf das Gerichts-Protokoll müssen wir noch warten. Es kann nicht geschrieben werden, da der Strom ausgefallen ist. Der Protokollführer versteht deutsch und erreicht auf unser Drängen beim Richter, dass wir wenigstens das Auto abholen können. Vorm Gerichtssahl mussten wir 3 Stunden warten, bei der Verkehrspolizei noch einmal 3 Stunden. Unsere Geduld wird auf die Probe gestellt. Gleichzeitig erfahren wir, dass die Note der deutschen Botschaft an das Außenministerium Wirkung zeigt. Ungeachtet dessen sind es 14 statt der 10 versprochenen Tage geworden.
Am Sonntag scheint die Sonne, es ist warm und wir haben Ruhetag, mitten in einer usbekischen Familie. Wir bauen ein Blumenregal und helfen beim Gemüse einkochen für den Winter, Camca backen usw.









Mit den aus unserer Sicht einfachen Verhältnissen arrangieren wir uns relativ schnell und sind froh, Sohib getroffen zu haben. Montag Abend fahren wir noch zu Sohibs Bruder, bei dem wir unsere Sachen aus dem Auto abstellen können. Wir verdanken Sohib sehr viel. Ohne seine Hilfe wäre für uns alles viel, viel schwieriger geworden. Beeindruckend ist vor allem, wie wir in seiner Familie aufgenommen worden sind, ohne jede Voreingenommenheit, mit herzlicher, uneigennütziger Gastfreundschaft. Wir lernen eine andere Kultur kennen, life. Aber auch er hat vermutlich dazulernen können, in seinem eigenen Land, Leute beim Untersuchungsorgan, bei der Polizei und beim Gericht, für die er übersetzt hat. Sicher hat er auch sehen können, dass die unsoziale Fratze des Kapitalismus auch bei ihm angekommen ist. Sein Vater meint, in der Sowjetunion war das Leben einfacher. Das kann ich nachvollziehen.
Am Dienstag bringen wir das Auto in die Werkstatt und können nur noch hoffen, dass alles seinen usbekischen Gang geht und wir damit leben können. Für die Reparatur bleiben uns noch 4 Tage.

26.10.10 - 28.10 Wieder in Kagan
Am Montag begleitet uns Sohib zum Bahnhof, wo wir Dollar günstig tauschen können. Anschließend treffen wir den Rechtsanwalt, um ein paar Fragen zu besprechen. Zufällig treffen wir auch den LKW-Fahrer auf dem Weg zur Polizei. Der Untersuchungsführer ruft uns dazu. Der Unternehmer des LKW-Fahrers schlägt uns vor, die Kosten zu teilen. Der Fahrer sei erst wenige Monate in seiner Firma, seine Frau sei gestorben und er verdiene wenig Geld. Er kenne eine Autowerkstatt, die weiniger verlangt, als die, die wir mit Sohib gefunden haben. Das Problem ist, in Usbekistan gibt es keine Pflicht-Versicherung, die den Schaden des Geschädigten zahlt. Es gibt auch keine Kaskoversicherung. Für uns gab es in Deutschland keine Versicherung für das über die grüne Karte hinausgehende Ausland. Ich frage den Unternehmer, warum er seine Mitarbeiter nicht versichert und seine Kraftfahrer mit Mängel am LKW für sich arbeiten lässt. Mir ist klar, die Frage bleibt wohl mehr rhetorisch. Der Untersuchungsführer gibt uns nach nochmaligen Drängen ein Schreiben, aus dem hervorgeht, dass wir die Verzögerung des Ausreisetermins nicht selbst verschuldet haben. Weiterhin will er uns eine Bescheinigung geben, die es uns ermöglicht ohne Strafe auszureisen. Anschließend fahren wir nach Buchara zum Schadensgutachter um das Gutachten zu zahlen. Das Schuldfrage -Gutachten soll der LKW-Fahrer zahlen. Bei uns klingeln alle Glocken, aber man versichert uns, dass der Gutachter staatlich beauftragt und unbestechlich sei. Der Rechtsanwalt und der Untersuchungsführer raten uns zum Vergleich mit dem LKW-Fahrer. Dabei würden unsere Nebenkosten, wie Gutachter, Dolmetscher, Taxi, Unterbrechung der Reise und vor allem der Wertverlust beim Wiederverkauf infolge Unfall unberücksichtigt bleiben. Andererseits wird es schwierig bis unmöglich hier solche Forderungen durchzusetzen. Guter Rat ist teuer. Im Gegensatz zum Versicherungs- Deutschland wird hier im Wesentlichen davon ausgegangen, Blechteile durch Handarbeit instandzusetzen und nicht alle Teile grundsätzlich auszutauschen. Bei den Kosten liegen dazwischen Welten.

21.10.10 – 25.10 Wieder in Taschkent
Es wird langsam kühl. Wir müssen weiter in Richtung Süden. Aber erst mal müssen wir nach Taschkent zurück, um die beantragten Visa für Turkmenistan und Iran abzuholen. Anschließend müssen wir in Kagan den Richterspruch abwarten, das Auto von der Polizei holen und in die Werkstatt bringen.
Wir laufen zum Bahnhof und fahren mit dem Nachtzug im Schlafabteil. Bevor allgemeine Ruhe eintrat, konnte ich 2 Flaschen Bier nicht abschlagen. Als ich mit den Worten „Sto Gramm njet“ unhöflich werde, schallendes Gelächter. Na ja, wer den Schaden hat (oder bekommt). Russisch ist nicht mehr Nationalsprache, wird aber insbesondere von der älteren Generation noch verstanden. Auf ihren starken Präsidenten und seine Demokratie haben sie aber nichts kommen lassen. Von dem Beispiel Kirgistan hielten sie nicht viel, aber „Angela Merkel karascho“. Solche „Gespräche“ mit Händen und Füßen kann man nicht nachahmen. Die Gastfreundschaft lebt hier in der Bevölkerung, ganz im Gegensatz zu den Behörden.
Unser Visum in Usbekistan läuft am 24.10.10 aus. Da wir uns illegal im Land befinden (verschuldet oder nicht ist unerheblich), bekommen wir keine Fahrkarte für den Zug, keine Übernachtung im Hotel usw. Nur Ärger, überall wo der Pass kontrolliert wird. Ein schnelles Foto in der architektonisch interessanten U-Bahn- Station und schon ist eine Passkontrolle angesagt. Vom Unfall- bzw. Untersuchungsleiter in Buchara haben wir bisher trotz des „man will sich kümmern“ noch nichts gehört. Einerseits wird unser Auto versiegelt und andererseits bekommen wir erhebliche Schwierigkeiten, wenn sich dadurch der Ausreisetermin lt. Visa verzögert. Die staatlichen Strukturen sind noch nicht so vernetzt, dass wir bei Passkontrollen oder an der Grenze erwarten können, dass man dort weiß oder gar berücksichtigt, dass wir die Verzögerung der Ausreise nicht selbst verschuldet haben.
In der deutschen Botschaft erhalten wir eine Bestätigung dafür, dass wir in Schwierigkeiten sind. Zudem schicken sie eine Note an das usbekische Außenministerium. Man ist um uns bemüht, in unserer Vertretung in diesem Land. Eine Verlängerung des Visums kann aber auch die Botschaft nicht erwirken, dass kann nur die usbekische Immigrations- Behörde (OVVir). In offenen Worten macht man uns deutlich, dass Usbekistan kein Land für Individualtouristen sei (Tourist ist nicht gleich Tourist, siehe zum Blog-Thema: Traveller aller Länder……). Wir hören uns an, was wir schon wussten, dass das alles in den Hinweisen des deutschen Außenministeriums steht. Aber wie bereits gesagt, danach hätten wir erst gar nicht so eine Reise planen dürfen. Die vielen Polizeikontrollen seien erforderlich, da Usbekistan Schwierigkeiten mit Nachbarländern wie Afghanistan, Kirgistan, Tadschikistan und Kasachstan hat. In Taschkent machen wir einen Stadtbummel und liften auf den Fernsehturm. Pass- und Taschenkontrolle wie im Hochsicherheitstrakt. Wir finden ein Toyotageschäft, welches die Blechteile in Dubai bestellen kann, aber die Lieferzeiten sind zu lang. Der Termin für die Weiterreise, bzw. Transitreise durch Turkmenistan steht und ist unveränderlich. Alle Zentralasiatischen Länder, sowie Iran sind für Individualtourismus ungeeignet. Bei Barbara wächst der Wunsch in ein Land zu fahren, welches geeignet ist. Am nächsten würde die Türkei liegen.
Trotz der Widrigkeiten infolge Unfall nehmen wir uns Zeit Leben und Bräuche näher kennenzulernen. Der Islam lebt hier in gemäßigter Form. Die Frauen z.B. behaupten sich auch ohne Kopftuch. Über 70 Jahre Sowjetunion haben ihre deutlichen Spuren hinterlassen. Im Fernsehen läuft vorwiegend das russische Programm. Die Nachrichten seien dort „glaubwürdiger“. Ein weiterer Grund: vor allem ältere Usbeken können den Wechsel zwischen den Kulturen nicht so ohne Weiteres vollziehen. Viele Ältere sind säkular. Sie glauben auch nicht, dass z.B. Rauch von bestimmten Distelarten böse Geister vertreibt. Im Wohnzimmer verteilt riecht es schlimmer als Zigarettenqualm. Übrigens beträgt der Durchschnittslohn hier etwa 150 Dollar monatlich, also etwa wie in Tadschikistan oder Turkmenistan. Viele Jugendliche sind scheinbar unpolitisch. Seit der Ukraine konnten wir trotzdem einen Brauch, der auch in der DDR üblich war, oftmals beobachten: Brautpaare legen Sträuße am Denkmal des „Großen Vaterländischen Krieges“ nieder. Lediglich der unbekannte Soldat wurde gegen die trauernde Mutter als Denkmal ersetzt.



Ein deutscher Student erzählte uns in Buchera, die medizinische Versorgung sei wohl in Usbekistan verfassungsrechtlich gesichert. An der Durchführung scheint es aber zu mangeln. Die Lebens- und Wohnverhältnisse auf dem Land sind ähnlich, wie wir sie schon bei Olga und Kostja in Russland oder in Tadschikistan kennengelernt haben. Die Häuser sind nach westlichen Vorstellungen sehr einfach gebaut und ausgestattet. Sanitärtechnik fehlt gänzlich. Damit fehlt auch Kanalisation für Schmutzwasser. Bei Olga und Kostja standen noch Stühle. Üblich ist hier sitzen im Schneidersitz auf Sitzkissen auf Holzfußboden und Tische, unter denen nur die ausgestreckten Beine passen. Auch das hocken im Plums-Clo ist ungewohnt. Warmes Wasser aus dem Gasofen gibt es, aber keine Dusche. Zum sitzen und für Gäste zum schlafen gibt es ausreichend Decken.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, was dieser Tage die Halbschwester von Präsident Obama meinte. Das Bild der Deutschen z.B. über Afrika basiert auf Vorurteilen und Stereotypen. In einer Hütte zu leben, bedeutet nicht zwangsläufig, arm zu sein. Es ist einfach nur eine andere Kultur.
Wir fahren mit dem Nachtzug wieder zurück. Der bummelt und braucht 11 Stunden, der Tageszug nur 4 Stunden.
3 Nächte im www.sambuh-hotel.com; 2 Nächte im Nachtzug.



19.10.10 Kagan
Sohib begleitet uns zum Ermittler, um die Protokolle zu unterschreiben, sowie zur Werkstatt, die das Auto ohne neue Karosserieteile instandsetzen will. Der Unfallverursacher wird entsprechend Gutachten ein paar Millionen cym zahlen müssen. Als Ausländer ist es zweckmäßig Scheine zählen zu üben. Selbst in der Gaststätte oder im „Supermarkt“ ist, um den Verkehr nicht aufzuhalten, eine spezielle Technik nötig und üblich, denn es gibt nur max. Tausender Scheine, d.h. für ein 20 Dollar Schein muss ich 44 Scheine in Landeswährung zählen. Na ja Spaß beiseite, es gibt für uns auch ne Menge Ärger und Formalitäten zu erledigen.

18.10.10 Kagan, Verkehrsunfall!!!
Um nicht die ganze Strecke mit dem Auto nach Taschkent zurück zu fahren, nur um die Visa abzuholen, wollen wir mit dem Nachtzug fahren. Mit dem Auto fahren wir nachmittags zum Bahnhof nach Kagan, etwa 12 km vor Buchara um es dort, anstatt im Hotel, wo es gut stand stehen zu lassen. Kein Schild weist uns den Weg, nachfragen bringt hier nichts, also fahren wir verkehrt um den Flughafen herum. Nun nimmt das Schicksal seinen Lauf. Kurz vor dem Bahnhof auf einer asphaltierten 4-spurigen Bahn fährt ein mit Sand beladener LKW auf der linken Spur. Plötzlich passiert innerhalb weniger Sekunden die Katastrophe. Der LKW zieht ohne zu blinken und ohne in den Rückspiegel zu schauen in die rechte Spur, um rechts abzubiegen. Sofortige Notbremsung kann den Crash nicht verhindern. Gleichzeitig weiche ich aus und ziele genau auf eine Betonsäule in der viel zu hohen Bordsteinkante und niete sie um. Aber zu spät, wir sind zwischen den LKW-Rädern eingekeilt. Nichts geht mehr.





Aber Glück im Unglück: kein Personenschaden, das Auto noch fahrtüchtig. „Nur“ erheblicher Blechschaden. Die rechte Tür geht noch zu öffnen, wir verlassen fluchtartig das Auto. Der LKW pfeift verdächtig, aber es ist nur entweichende Luft aus dem Kompressor. Nach usbekischem Recht ist der LKW Fahrer schuld, weil er das Verkehrsrecht mehrfach missachtet hat. Mein Fehler war, nicht gehupt zu haben, wie es hier üblich, aber nicht Vorschrift ist. Seit Russland besteht die Fahrweise darin, den Spurwechsel zu erzwingen. Blinken und Spurwechsel unter Berücksichtigung des nachfolgenden Verkehrs gehören hier zwar auch zum Verkehrsrecht, sind aber so gut wie nicht üblich. Statt dessen wird fleißig gehupt. Eigentlich habe ich mich ganz gut darauf eingestellt, aber sooo dumm in dem Moment nicht gedacht. Künftig werde ich noch mehr als bisher versuchen müssen mit der Blödheit Anderer zu rechnen.
Ich hole die Polizei. Irgendwann kommen viele, mehr als nötig, sowie regionale Ermittler und natürlich viele Schaulustige. Es wird ein Dolmetscher gerufen. Ich muss die Ermittler bitten auch zu prüfen, ob der LKW-Fahrer geblinkt hat. Konnte er nicht, die Drähte vom Blinker waren herausgerissen. Auch das Bremslicht war defekt. Die verkeilten Fahrzeuge auseinander und meins wieder auf die die Straße zu kriegen, war nicht einfach. Der LKW fuhr mit eigener Kraft zurück und vergrößerte dabei den Schaden an der Hecktür. Den LKW mit dem Traktor vom PKW wegzuziehen half nicht. Inzwischen wurde es dunkel. Mein Fahrzeug muss ich noch in den Polizeihof fahren, wo es versiegelt wird, bis der Prozess vom Richter mit seinem Urteil abgeschlossen ist. 10 Tage soll es dauern. Abschließend werden wir noch nach Buchara gefahren, zum Alkoholtest. Wir müssen mit einem Rohr aus Glas in ein Glas mit Wasser pusten, in das eine Lösung gegeben wird, die sich bei Alkohol entfärbt. Die Farbe bleibt bei Beiden rot.
Spät Abends werden wir entlassen. Der Dolmetscher, er heißt Sohib, bietet uns Unterkunft in dem Haus seiner Eltern, hier gleich um die Ecke. Er lebt dort mit seiner Frau. Sie haben erst vor kurzem geheiratet und eine 2 Monate alte Tochter. Er arbeitet bei einer deutschen Bauteilfirma. Wieder werden wir angenehm von der Gastfreundschaft im Land überrascht, die wie gesagt im krassen Gegensatz zu den Behörden steht, die nur machen, was ihr Job verlangt.
2 Übernachtungen bei Sohib





17.10.10 - 18.10. Buchara
Die Geschichte von Buchara reicht zurück bis ins 8. Jahrhundert n. Chr., als die Stadt für 200 Jahre das Zentrum eines expandierenden Islamischen Reiches war und zu einem Zentrum für Handel und Wissenschaften in Zentralasien aufblühte. Einst eine der heiligsten Städte des Islam, besitzt Buchara viele Beispiele feinster islamischer Architektur.
2 Nächte im Guest-Hotel ……, mitten im historischem Zentrum











15.10.10 – 16.10 Samarkand
Die antiken Städte Usbekistans Samarkand, Buchara und Khiva lagen auf der alten Seidenstraße, der Handelsstraße zwischen China und dem Abendland. Der Name stammt von der zu Römischer Zeit in Europa am meisten begehrten Handelsware: Seide.
2 Nächte im Guest-Hotel Dilshoda, mitten im historischem Zentrum
Die Stadt hat eine über 700 jährige Geschichte und ist bekannt für seine historischen Bauten (Mausoleen). Wir mieten ein Fahrrad und erkunden die historischen Plätze in der Stadt, sowie die zahlreichen Monumente. Eine faszinierende Architektur anderer Art mit kunstvollen Ornamenten, tiefblau gefliesten Kuppeln und herrlichen Mosaikfassaden.















10.10.10 – 14.10 Tashkent
Donnerstag Mittag fahren wir in Richtung Samarkand, weil wir nicht die ganze Zeit auf das Visum hier warten wollen. Bevor es dunkel wird suchen wir einen Stellplatz am betonierten Kanal in der Nähe der M39. Auch hier löst sich unterwegs das Problem, ob die Autobahn durch Kasachstan geht oder nicht. Entgegen der Darstellung in der Karte muss ein Umweg gefahren werden.
Am Mittwoch beantragen wir das China Visum. Die Abfertigung im China-Konsulat war die bisher Einfachste, sehr entspannt, effektiv ohne Schnörkel. Während das China-Konsulat in Almaty und Bischkek nur Residenten hilft, entfällt diese Regelung in Tashkent. Den Tipp haben wir von David Berghof von STANtours [bieten Reisen für Zentralasien, stantours@gmx.net]. Nachmittags fahren wir zum KfZ-Basar um 4 neue Reifen zu kaufen und handeln diese von 125,- USD pro Rad auf 100,- herunter (incl. Montage der Räder und Reparatur der abgerissenen Schürze).
Wir ziehen in ein neues Hotel mit WiFi im Zimmer. Die Botschaft Turkmenistans erinnert an einen Präsidentenpalast. Das Konsulat hat einen Hintereingang für Migranten und Touristen, genauso „freundlich“ ist auch die Abfertigung. Da wir keine extra Reise für ca. 500 USD buchen wollen, bleibt uns nur übrig ein Express Transit Visa für 5 Tage zu nehmen. Auf ein Touristenvisa muss man 20 Tage warten, die haben wir nicht mehr.
Am zweiten Tag finden wir einen Bankomat in einem Hotel und können Dollar tanken. Offiziell steht der Kurs bei rd. 1.700, auf dem Basar bekommt man 2.200 Sum für einen USD. Nachmittags esse ich leichtsinniger weise wieder Hühnerfleisch mit fettiger Soße in einem Restaurant, mit fatalen Folgen. Der Durchfall kommt jetzt erst so richtig in Fahrt. Ich bin aus dem Verkehr gezogen. Jetzt kann ich gar nichts mehr essen.
2 Nächte im Hotel Sam Buh
An der Grenze nach Usbekistan zum ersten Mal Leibesvisitation und Kontrolle des Gepäcks im Auto. Der Spürhund hat auf den Betten herumgeschnüffelt. Aber Glück gehabt: er hatte schon vorher an die Radkappen gepinkelt. Rauschgift war bei uns aber nicht zu finden. Danach haben sie wohl gesucht. Die Mohnfelder in Afghanistan sind nicht weit. Barbara wird erinnert an die scharfen Kontrollen an der Grenze zur DDR. Ich kann das jetzt besser nachfühlen. Wir finden nach langem Suchen ein Guesthouse in Tashkent. Straßenschilder gibt es kaum, Straßennummern schon gar nicht, eine Stadtkarte haben wir noch nicht, Landeswährung Cym auch noch nicht, da kein Bankomat zu finden. Aber zur Not geht auch hier USD.
2 Nächte im Hotel Gulnara

9.10.10 Wir hatten befürchtet, dass wir durch den Verlauf der Straße von Dushanbe nach Usbekistan kurz durch Kirgistan fahren müssen, d.h. das zweite Mal einreisen. Das hätte Probleme gegeben. Aber das Problem ist vor ca. 2 Jahren bereinigt worden, man hat eine neue Straße mit super Asphalt um die Grenzenklave herum gebaut, die noch nicht auf der Karte oder im Navi war. Unterwegs noch eine abenteuerliche Überquerung eines Passes (3.374 m hoch, schlimmste Schotterstrecke, dort wo der Tunnel noch nicht fertiggestellt wurde). Unglaublich, dass hier der ganze Verkehr mit Fernlastern durchpasst. Auf dem Pass, fast ganz oben dann das erste Malheur. Wir haben in Dushanbe einen halben Broiler gegessen. Der schlug wohl jetzt mit einem Durchfall durch. Nur wir waren nicht irgendwo auf der Straße. Links und rechts jeweils ein Auf- bzw. Abhang mit schwindelerregenden Gefälle. Über mir auf den Serpentinen neugierige Straßenbauarbeiter, vor und hinter mir Fahrzeuge, die sich vorbeischleppten. Ich hatte also die Wahl zwischen Scham oder einem Malheur. Ich entschied mich für Ersteres.
Nach dem Pass wieder auf Asphalt kommt das Auto ins Schleudern. Bei der nächsten Polizeikontrolle wird klar, warum: Der hintere rechte Reifen lässt Luft. Einer von den unzähligen spitzen Steinen ist durch den mittlerweile sehr dünnen Mantel geschlagen Wir pumpen noch etwas Luft nach und kommen noch 15 km weiter zur nächsten Reifen- Werkstatt. Eine kleine Bude in einem kleinen Ort. Aber alle sehr freundlich. Er hat viel Kundschaft aber es geht schnell. Wir bekommen noch Tee und Brot und fahren mit dem Ersatzrad weiter. Insgesamt sind wir aber mehr als froh über die Zuverlässigkeit unseres Autos. Die erste Panne nach über 20.000 km.
Stellplatz an der Straße mit anderen TIR-Parkern, kurz vor der Grenze.

Tadschikistan

6.- 8.10. Duschanbe, Hauptstadt Tadschikistans, km-Stand: 23.193.
Abends Plausch mit dem Biker aus Dänemark, der uns hinter Murghab entgegen kam, sein Fahrrad einpackte und in der Nacht nach Kopenhagen fliegen wollte. Er hat Dimar auf dem Basar hier um die Ecke getroffen, auf dem wir gerade Abendbrot gegessen hatten. Frühstück mit den beiden Pamir- Wanderern aus der Schweiz.
Wir haben die Zeit in Tadschikistan schon überzogen, da unser Visum in Usbekistan am 24.10.10 ausläuft und wir bis zu 2 Wochen für die Visa China und Turkmenistan in Taschkent benötigen. Also wieder in Eile!
2 Nächte im Traveller- Hostel, Gostiniza „Adventures Inn“ mit WiFi in ISDN-Geschwindigkeit! Schwer zu finden, Koordinaten: N 38° 36 967, E 68° 46 693.
4.- 6.10.10 unterwegs an der M 41 nach Duschanbe bei Wanch und Tawildara
Die Tagesetappen sind unerwartet gering, nur um die 130 km, bei etwa 8 Stunden anstrengender Fahrt. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 25 km/h! Wir überqueren den 7. Pass mit 3.252 m Höhe. Schotterstrecke, schlimmer als in der Mongolei wegen der Höhenunterschiede. Auf der Fahrt nach Duschanbe kommt wieder Hitze und Staub dazu, der durch alle Ritzen zieht.
Wir zählen unterwegs ungewöhnlich viele Militärkontrollen und werden ständig registriert, es sind also keine normalen Polizeikontrollen. Trotz Friedensvertrag versucht die Opposition nach Beendigung des Bürgerkrieges 1997 offensichtlich weiter an die Macht zu kommen. Aber dazu später mehr im Blog-Thema „Seine Weltsicht“
2 Nächte im Auto, Standplatz auf dem Berg, und auf der Steinwüste, Höhe jeweils um die 1.640 m,

Pamir
3.- 4.10.10 Khorog, relativ großer Ort, Km-Stand 22.656.
Übernachtung bei einer Gastfamilie, Frühstück mit den beiden Biker aus Frankreich, www.lescolporteurs.org. Vormittags im Internet-Cafe ohne Cafe, da kein WiFi Laptop ans Kabel, Internet mit Modem- Geschwindigkeit, d.h. furchtbar langsam. Bilder hochladen muss warten. Ob wir unterwegs unter den vielen Gipfeln auch den höchsten Berg Pik Ismoil Somoni mit 7.495 m (früher Pik Kommunismus, Pik Stalin) gesehen haben, war nicht auszumachen. Die seltenen Tierarten wie den Schneeleopard und das Marco-Polo-Argali bekamen wir natürlich nicht zu Gesicht. Das Wetter im Pamir ist ideal, nur 1 Tag regen. Es ist hier 2-dimensional, d.h. die Temperatur ist auch stark abhängig von der Höhe.

Pamir Gipfel4











1.10.- 3.10.10 Ishkashim, relativ großer Ort im Pamir. Wir finden einen guten Stellplatz am Bach mit Blick auf 5.000er Schneegipfel. An der Brücke zu Afghanistan ist samstags Basar, hinter der Brücke auf afghanischem Boden zwischen beiden Grenzstationen. Wir hinterlassen unsere Pässe und dürfen auf den Basar.





Pamir Gipfel2

Unterwegs sehen wir, wie das Getreide gedroschen wird: mit Eseln, die darauf herum trampeln. Dann wird das Stroh nach oben geworfen, um Weizen von der Spreu zu trennen. Das Brot wird selbst gebacken. Deshalb gibt es in den kleinen Magazinen unterwegs auch kein Brot zu kaufen. Wir erbitten unterwegs Brot, wenn wir im oder am Auto essen und bezahlen 3 Somoni oder gar nichts. Wasser gibt es auch kaum zu kaufen. Müll (gelbe Tonne) fällt hier auch nicht an.
2 Nächte im Auto
30.9. – 1.10.10 Tugoz, ein kleiner Ort im Pamir. Unterwegs finden wir an der Strecke eine kleine warme Quelle, in der man baden kann. Unser Wunsch gemeinsam in das Bassin zu steigen, wurde nach einer kurzen Weile der Verwunderung entschieden abgelehnt. Jodgor hat uns bei seinem Lehrerkollegen, Schuldirektor in Tugoz, angemeldet. Dieser zeigt uns den abenteuerlichen Weg in die Berge zu einer warmen Bibi Fatima Quelle. Das Bad war erholsam und sehr heiß, die Badehäuschen, direkt an den Fels gebaut, waren getrennt nach Geschlechtern. Nach dem Bad auf dem Weg zum Auto tauchen plötzlich Taliban vor uns auf. Aber das waren nur Statisten für einen englischen Film, der hier im benachbarten Sanatorium gedreht wird.
27.9.- 30.9.10 Langar, eine größere Ortschaft im Südpamir am Fluss Pamir. Km-Stand 22.371.
Nach Murghab noch der Pass Kot. Navzatäsh mit 4.137 m. Wir biegen von der M41 ab und fahren die südliche Route an der afghanischen Grenze entlang. Aber kein Grund zur Sorge, der Kriegsplatz in Afghanistan ist mehr als 1.000 Kilometer entfernt. Wieder wird es Dunkel bevor wir ankommen. Auf der einen Seite verpassen wir die Sicht auf eine imposante Landschaft, andererseits bin ich anderntags froh, nicht gesehen zu haben, an welchen Hängen wir nichtsahnend entlang gefahren sind, wieder über Schotterstrecken, die ich normalerweise einem Nicht-Geländewagen nicht zumuten würde. Dima lässt sich noch den Weg zu einer Gastfamilie zeigen, bei der es uns so gut gefällt, dass wir ein paar Tage bleiben. Wir brauchen ein wenig Ruhe nach der von Beamten verordneten Eile. Am nächsten Tag wandern wir zu einem Fort und haben eine unbeschreibliche Sicht über das von riesigen Schneegipfeln umsäumte, grüne Fluss-Tal über das das Dach der Welt, rechts der Pamir, links der Hindu Kush .







Ein Laster hält auf dem Hof der Gastfamilie. Er kommt aus Duschanbe und braucht hierher 2 Tage. Die Fahrer verkaufen Lebensmittel (Säcke Reis und Zwiebeln, Kartons Makkaroni usw.) an die Einwohner, welche am nächsten Tag alle hierher kommen.







Abends sitzen wir alle zusammen, in der Küche Hausfrau mit Tochter und Sohn, im Nebenraum wir mit Dimar und den Kraftfahrern und dem Gastgeber Jugodor, welcher zur Wakhan (Gitarre- ähnliches Seiteninstrument) Lieder singt. 2 Töchter der Familie studieren Jura und Sprachen, der Sohn arbeitet in Moskau. Der Vater ist Lehrer in Langar. Dima setzt am nächsten Tag seinen Weg als Backpacker allein fort. Wir beobachten das Treiben (kleiner Markt) auf dem Hof der Gastfamilie und lernen Land und Leute live kennen. Jugodor erntet Kartoffeln. Sein Bruder pflügt das Feld mit 2 Kühen und einem Holzpflug. Außerdem gehören zum Hof 1 Hahn, 5 Hühner, 2 Ziegen.











Barbara wäscht Wäsche in der Zinkwanne mit Kernseife. Wasser (trinken, waschen duschen usw.) wird aus dem vorbeifließenden Bach geholt. Im Haushalt gibt es 2 elektrische Geräte, Kühlschrank und Duschboiler. Wir entnehmen Warmwasser dem mit Yak-Mist geheiztem Ofen. Nachmittags besuchen wir noch Jugodors ehemalige Lehrerin in Langar zu einem Tee. Am nächsten Tag nehme ich mir Zeit zum Schreiben. Internet gibt es hier natürlich nicht.

26.9.10 Murgab, eine größere Ortschaft im Nordpamir am Äqsu- Fluss. Wir verabschieden uns von der Gastfamilie in Karakul und fahren dem höchsten Pass (Kot. Aqbaytal 4.655 m!) auf unserem Weg im Pamir entgegen. In der Nacht sind etwa 5 cm Neuschnee gefallen. Ich habe zwar Winterreifen drauf gelassen, aber das Profil ist nach 20.000 km nicht mehr das Beste. Schneeketten habe ich natürlich auch nicht bei, wir wollten ja ein Jahr nur im Sommer fahren, d.h. rechtzeitig im Süden sein. An der steilsten Stelle rutscht das Fahrzeug durch und kommt nicht weiter. Beim Bremsen rutscht der Wagen ein wenig zurück. Mir wird mulmig, denn die Abhänge sind doch sehr beeindruckend. Letzte Nacht im Dunkeln fiel das nicht so auf. Wir präparieren einen Teil der Straße und die Reifen ziehen bis zum Pass durch.







Barbara und Dimar laufen die Strecke. Ich bin froh oben angekommen zu sein. Im gleichen Moment wird mir aber schlecht bei dem Gedanken, dass ich ja noch runter fahren muss. Was wenn in einer Haarkurve bei Schneeglätte der Wagen auch nicht mehr mit Motorbremse zu halten ist? Aber wir haben Glück, die Abfahrt, wie sich nach Inspektion herausstellt, liegt auf der Südseite und die pralle Sonne hat ihr Werk bereits getan. Wenig Rutschgefahr. In Murghab gehen wir noch auf den Markt und versuchen eine Bank zu finden, die hier nicht zu finden ist und schon gar keinen Bankomat. Aber die Währung in Tadschikistan ist frei konvertierbar, d.h. wir können auch in Dollar zahlen, und bekommen ggf. Wechselgeld in Landeswährung zurück.
Homestay- Gastfamilie, 15 Comoni p.P. (Kurs 1 zu 4,4 USD),









Hinter Murgab kommt uns ein Biker aus Deutschland entgegen. Er fährt gen China.



Auf der Fahrt nach Langar immer wieder beeindruckende Pamir-Landschaftsbilder.



25.9.10. Karakul,
Der Pass vor Sari-Tash hat es in sich. Sehr enge Serpentinen in Schotter wendeln sich hinauf auf 3.615 m, kurz vor der Schneegrenze. Erst hier stelle ich fest, dass meine kurzen Hosen jetzt sehr unpassend sind. Die Serpentinen sind eine einzige Baustelle. Plötzlich geht es nicht weiter. Vor uns werden LKW-Ladungen mit Schotter auf die Piste geschüttet. Aber schon hat die Planierraupe den Weg geebnet und wir können überraschenderweise weiter. Wir haben einen Termin. Hinter Sari- Tash, es war schon Abenddämmerung und sehr kalt, steht ein Tramper am Straßenrand. Wir zögern einen Moment und nehmen ihn dann doch mit. Dimitry (kurz Dimar), ein junger Mann aus Moskau, ist bis Osh geflogen und will über den Pamir-Highway trampen, bzw. wandern. Es ist schon dunkel, es schneit, aber wir müssen noch heute über die Grenze. Der Aufstieg zum Grenzpass ist nicht so fürchterlich, da wir ja schon sehr hoch sind. Gegen 21Uhr30 Ortszeit erreichen wir den Grenzpass mit 4.280 m Höhe. Vor uns die Straße mit Betonblöcken gesperrt. Kein Auto kein Mensch zu sehen. Neben der Straße ein mit Kette verschlossenes Eisengittertor. Soweit wir im Scheinwerferlicht und im Schneetreiben erkennen können befinden sich dahinter Gebäude, ein Fenster hat Licht. Dimar steigt durch den verschlossenen Zaun. Nach langem Suchen findet er auch Grenzer, die ihm zu verstehen geben, dass gerade Essenszeit ist. Komische Essenzeiten. Nach kurzem Warten gewährt man uns Einlass in die kirgisische Grenzstation. Völlig unnötigerweise erklärt uns ein Beamter, dass wir zu spät kommen, seine Liste sei für heute schon geschlossen. Er gibt uns mit eindeutiger Geste zu verstehen, dass er Angst hat in Bishkek erschossen zu werden, wenn er Reisende unter dem Strich im Buch, bzw. PC noch einträgt. Aber der schlaue Grenzer findet tatsächlich eine Lösung und wir können weiter. Die Tadschikische Grenzstation ist noch ein paar km weiter. Dort hausen in bitterer Kälte 4 Männer in U-Boot artiger Behausung mit Doppelstockbetten. Hinter mir auf dem Bett schläft einer, vor mir prüft einer bei Kerzenlicht (Strom ist wohl gerade ausgefallen) unsere Pässe. Wir müssen noch 41 Dollar zahlen und diskutieren eine Weile, weil wir schon wieder Arges im Verdacht haben. Dmitry übersetzt, dass es für eine amtliche Sache sei: Straßennutzungsgebühren und Autozoll, alles mit Papieren und Stempel quittiert. Die Grenzer kommen uns entgegen und wir einigen uns auf einen Minibus und brauchen nur die Hälfte zahlen. Wir sind froh als nicht russisch Sprechende Dmitry mitgenommen zu haben und überlegen, was er, bzw. wir wohl gemacht hätten, wenn wir nicht gehalten hätten…… Man gibt uns noch den guten Rat nur bis zur nächsten Ortschaft zu fahren, weil der nächste Pass besser am Tag zu fahren sei. Wir beherzigen den Rat haben aber noch einige km auf schlimmster Schotterstrecke nach Karakul vor uns.
Karakul ist ein kleiner Ort hinter der Grenze am See, wir kommen gegen 0Uhr30 im Schnee an. Vor uns im vollen Mondschein weiße, eingeschossige Gebäude, umgeben von weißen Gebirgsgipfeln, eine gespenstische Ansicht. In nur einem „Haus“ brennt noch Licht. Dmitry klopft ungeniert und wir werden tatsächlich noch aufgenommen. Der Gastgeber hat Schmerzen und wir können ihm mit Arznei aushelfen. Ich glaube im Auto wären wir erfroren. Auf Winter waren wir nicht vorbereitet. Handschuhe mitzunehmen habe ich Barbara noch ausgeredet, so wie den Regenschirm. Aber wir sind etwa 1 Monat hier verspätet angekommen und werden somit vom ersten Winter überrascht. Am nächsten Morgen bekommen wir noch Frühstück und vor allem warmen Tee gereicht. Die Gastfreundschaft geht so weit, dass der Gastgeber selbst einen kleinen Obolus ablehnt. Wir gehen noch ein paar hundert Meter zum Karakulsee (3.914 m hoch). Nach nur wenigen Schritten stellt sich Atemnot ein, die ich schon in der Nacht an der Grenze zu spüren bekam. Ist das die Höhenkrankheit (Schwindelgefühle und Übelkeit)? Ein wenig schon. Bei Barbara stellen sich Kopfschmerzen ein.
1 Nacht, in sehr einfacher Behausung einer Gastfamilie,










Kirgistan, 21.9.- 24.9.10, km 103.115?

Osh, zweitgrößte Stadt Kirgistans im Süden. Km-Stand 21.699.
Noch im August dieses Jahres gingen von hier blutige Auseinandersetzungen aus. Im Norden der Stadt waren noch viele abgebrannte Gebäude zu erkennen. Es war nicht klar, ob wir durchreisen können. In Almaty noch hatten wir widersprüchliche Meinungen dazu gehört. Der einzige Weg von Bischkek zum Pamir führt aber über Osch. Und eines haben wir inzwischen gelernt: Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Vieles wird von vielen und immer gegensätzlich erzählt, letztendlich muss man sich seine eigene Meinung bilden. Wenn wir nach den Reisewarnungen des Deutschen Außenministeriums gegangen wären, hätten wir überhaupt nicht auf Reisen gehen dürfen. Wir haben Osch sehr friedlich erlebt. Es wurde viel geheiratet und die Paare haben traditionsgemäß Blumen am Mahnmal der Opfer des Faschismus abgelegt, wie wir es schon oft in Russland und in Kasachstan beobachten konnten. Wie im ganzen Land sind viele Wahlplakate präsent (s. auch zum Blogthema: Seine Weltsicht/ Kirgistan hat die Wahl).
1 Nacht im Hotel Taj Mahal, billige Absteige, für nur eine Nacht ausreichend.
Am nächsten Vormittag haben wir zu tun, um eine Bank zu finden, die Dollar per Kreditkarte ausgibt. Einen Bankomat haben wir dafür nicht gefunden. Mittags fahren wir weiter. Unterwegs beobachten wir noch eine Hochzeitsgesellschaft, die auf der Straße tanzt. Die Einladung uns einzureihen müssen wir leider ausschlagen, weil das Visum am 24.9. abläuft.







Üch-Terek, kleiner Ort am See hinter Toktogul. Kirgistan besteht zu 94% aus Gebirge, mittlere Höhe 3.000m und 40% höher als 3.000m. Hinter Bischkek haben wir den ersten Pass Töss-Ashun mit 3.586 m zu überwinden. Wenn wir auf Schotterstrecken immer das Nachsehen haben, so haben wir hier auf Asphalt den Pass hinauf mit dem starken Motor den großen Vorteil. Am Ziel angelangt wollten wir am Toktogul- See einen Standplatz suchen. Ein langer Feldweg führte zum Ufer. Was ich in der Dämmerung übersah, dass der Wasserspiegel des (wahrscheinlich Stau-) Sees gestiegen war. Infolge dessen war der schwarze Lehmboden durchfeuchtet. Keine 10 m daneben stand ein PKW einer Familie, die noch auf dem Feld war. Also bog ich arglos vom Feldweg ab und schon war es passiert: Wir saßen fest, im Morast versackt. Die Familie mit 3 Kindern versuchte noch uns raus zu helfen. Aber schieben half nichts, die Räder auf der rechten Seite, insbesondere das Vordere sackten weiter ein. Der wacklige PKW der Familie schaffte es auch nicht uns herauszuziehen. Gott sei Dank haben wir uns noch in Russland mit Mini-Spaten und Abschleppseil versorgt. Die Familie wollte im Ort einen Traktor organisieren. Später kam der Mann mit 3 Kindern noch mal wieder mit schlechten Nachrichten: Ein Traktor sei nicht aufzutreiben. Es war schon dunkel und wir beschlossen auf der schiefen Ebene zu schlafen. Am nächsten Morgen habe ich versucht mit dem Wagenheber das Auto anzuheben. Vielleicht hätte ich es geschafft, auch wenn der Heber nachgab. Aber Barbara war schneller und hatte einen Traktor vom Feld organisiert, der uns gegen Entgelt herauszog.







1 Nacht im nicht fahrbaren Untersatz.
Bischkek, Hauptstadt von Kirgistan, km-Stand: 20.955.
Wir finden zufällig ein günstiges und zudem großzügiges und gut ausgestattetes Zimmer im Hotel und suchen nicht nach Besserem, z.B. mit Internet, da wir ja schon am nächsten Tag weiter müssen. Abends ein kurzer Stadtbummel und vormittags noch ein Besuch in der Deutschen Botschaft (s. Thema Sonstiges/Lustig ist das Travellerleben).
1 Nacht im Hotel Bjelo Notshu (1.500 com/61,8 = rd. 12,-€ p.P.)



Kasachstan
20.9. – 21.9.10 Almaty,
Wir holen unsere Visa für Tadschikistan (mit Stempel für das Sondergebiet Pamir). Für Iran holen wir nur ein Transitvisum (7 Tage) und gehen davon aus, das Auto an der Fähre nach Dubai stehen zu lassen und nicht zu verschiffen. Beim kirgisischen Konsul fragen wir nach, wie das Visum zu lesen sei, erfahren aber auch hier nicht mehr. D.h. wir müssen weiter, weil uns nicht viel Zeit bis zur Ausreise aus Kirgistan bleibt. Den Motor-Biker Hubert treffen wir vor dem Konsulat Kirgistans wieder, den Motor-Biker Jürgen im Zentrum der Stadt. Den Weg zum Iran-Konsul können wir ihm zeigen, er braucht ein längeres Visum, da er sein Motorrad in Iran verschiffen will. Nach der Visabeschaffung wollen wir noch Austauschkartuschen für unseren Gaskocher beschaffen, leider ohne Erfolg. Beim Abendbrot lernen wir einen türkischen Journalisten kennen. Er will in der Türkei über Zentralasien berichten und besonders über die ethnischen Konflikte. Wie er über die Probleme in seinem Land denkt, z.B. über das aktuelle Thema der Minderheit der Kurden, oder das geschichtliche, z.Z. wieder aktuelle Thema der Minderheit der christlichen Armenier, dazu konnten wir ihn leider nicht mehr befragen. Vielleicht erfahre ich etwas mehr, wenn wir durch die Türkei nach Hause fahren, im nächsten Jahr.
Wegen der Visabeschaffung haben wir Almaty nur aus dem Auto gesehen und wenig Fotos gemacht. Aber die Architektur ist auch nicht so spektakulär, wie z.B. in Astana.
2 Nächte Hotel Turkestan

17.9. – 20.9.10 Ausflug zum Sharin Canyon und Lake Kolsoy
Wir nutzen die Zeit bis zur Abholung der Visa und machen einen mehrtägigen Ausflug zu landschaftlichen Sehenswürdigkeiten ca. 120 km südöstlich von Almaty. Wir erreichen den Canyon am Abend und übernachten im Auto. Kein Mensch weit und breit, wir stehen mutterseelenallein inmitten der Steppe (wie schon oft in der Mongolei) am Rande des Canyon. Eine gewisse Unruhe befällt einen immer, wenn man nachts in der Finsternis in einer fremden Umgebung, weitab vom nächsten Ort übernachtet. In der Morgendämmerung werden wir von einem Auto geweckt, das unmittelbar neben unserem hält. Unsere Fenster sind infolge Luftfeuchtigkeit bei relativer Kälte und einer Höhe von etwa 1.200 m beschlagen. Dem schwarzen Auto entsteigen zwei finstere Gestalten mit Kapuze.



Es ist nicht auszumachen, was sie im Schilde führen. Ich lege für den Fall der Fälle mein ausgeklapptes Jagdmesser, Taschenlampe und Alarmanlage bereit. Aber falscher Alarm, es stellt sich heraus, dass es harmlose Touristen sind. Eine ähnliche Situation hatten wir schon einmal in der Mongolei. Anfangs beschlich uns auch hier ein ungutes Gefühl, als ich mitten in der Nacht die Tür öffnete und sich finstere Gestalten näherten, aber nicht näher kamen, als ich die Tür wieder schloss. Es waren nur Nomaden ohne finstere Absichten. Wir standen wahrscheinlich an ihrem angestammten, nächtlichen Treffpunkt am See und sie waren wahrscheinlich nur neugierig. Oder haben Sie nur auf „ihre“ Touristen aufgepasst, mit denen sie noch am Tag sprachen?
Wir machen eine Tageswanderung im und am Rande des Canyon. Es bieten sich uns herrliche Naturbilder aus rötlichem Fels.















Am unteren Ende des Canyon fließt der Fluss, um den sich eine grüne Vegetation (Oase in der Steppe) gebildet hat.



Hier hätten wir gern mit dem Auto gestanden, aber die Anfahrt war derart steil, dass wir es nicht riskieren wollten, nicht wieder herauf zu kommen. Am späten Nachmittag fahren wir die 10 km über Schotter zur Asphaltstraße. Dort treffen wir den Traveller Karl-Heinz (s. zum Thema Randglossen/Traveller aller Länder….), den wir den Weg zum Canyon zeigen können. Wie sonst auch ist eine solche Sehenswürdigkeit nicht ausgeschildert. Wir wollten noch zum Gebirgsfluss und hatten uns wieder mal mit der Entfernung verschätzt, müssen über unbefestigte Wege fahren und kommen erst spät abends im Dunkeln in einem Ort nahe dem See an. Ein Tourist aus Prag, welcher auch englisch spricht, vermittelt uns über seinen Guide eine Gastfamilie, bei der wir übernachten.
Der Gebirgssee Kolsoy hat sich nach einem Erdrutsch gebildet und bietet einen malerischen Blick in die Gebirgswelt.







Zurück fahren wir einen anderen, wieder unbefestigten Weg und müssen mehrere Gebirgsschluchten überwinden. Kilometer lange parallele Schotterpisten, welche wie Rampen am Fuße der Schlucht durch eine Brücke verbunden sind. Es wird eine erlebnisreiche Fahrt, die aber wegen Schritt-Geschwindigkeit den ganzen Tag anhält. Unterwegs schleppen wir noch einen einheimischen PKW aus seiner misslichen Lage, keiner weiß wie er dahin geriet. Hoffentlich passiert uns nicht mal so ein Missgeschick. Wir kommen nur bis zum Rastplatz Kökpek in der Nähe des Canyon. Im Cafe (so heißen hier in Asien alle Gaststätten) treffen wir Karl-Heinz wieder und unterhalten uns den Abend lang, natürlich über das Reisen. Anschließend fahren wir unweit in die Steppe und finden einen Standplatz für die Übernachtung. Diesmal bewacht uns der Hund von Karl-Heinz. Am Montag geht es zurück nach Almaty.

10.9. – 16.9.10 Almaty, km-Stand 19.690;
Wir finden einen Standplatz am Stadtrand zum Übernachten im Auto an einem reißenden Gebirgsbach mit Sicht auf 5Tausender, schneebedeckte Berge, auf einem Privatgrundstück. Am Samstag machen wir einen Ausflug in die Berge und fahren mit dem Skilift auf Höhe 2.850 m. Am Sonntagabend lauschen wir einem Open-Air-Konzert mit 3 Sinfonie-Orchestern und 3 Dirigenten gleichzeitig (!), sowie einem Chor vor beeindruckender Kulisse am Park mit Springbrunnen und Feuerwerk vor dem Wahrzeichen Hotel Kasachstan, in dem ich WiFi- Anschluss und Business-Center nutze.
Die Nächte im Auto auf dem Standplatz in 1.270 m Höhe werden schon empfindlich kalt. Die Schneegrenze, welche zum Greifen nahe ist, sinkt in den beiden Nächten, in denen es regnet, auf etwa 3.500 m. Wir werden uns wieder mal ein Hotel suchen müssen. Ab Sonntag bis Donnerstag haben wir voll zu tun, um Visa für die nächsten Länder (Tadschikistan, Usbekistan, und Iran) zu organisieren. Um Turkmenistan und China werden wir uns wahrscheinlich in Duschanbe oder Taschkent kümmern. Ein iranisches Konsulat gibt es in Almaty eigentlich gar nicht. Wir überzeugen uns selbst und finden an der angeblich alten Adresse in einem unscheinbaren Gebäude einen Konsulatsmitarbeiter, der hier nach der Verlegung des Konsulats nach Astana noch ausharrt, um Nachkömmlingen wie uns zu helfen. Eine herbe Enttäuschung erleben wir wegen des Visums Usbekistan. Nach Erfahrungsaustausch mit anderen Travellern platzt auch eine Illusion um das Visum Kirgistans (s. Thema Reiserandglossen- Lustig ist das Travellerleben…..). Die Formalitäten um die Beschaffung der Visa können einem die Freude am Reisen nehmen.
2 Übernachtungen im Hotel Turkestan, im Zentrum direkt am Markt.



8.9.- 9.9.10 Kapschaghai, Wir kommen wieder spät im Dunkeln an (637 Tageskilometer) und finden noch das Hotel Assorti, ein großes Ferienobjekt direkt am Dünenstrand eines großen Stausees. Wir nutzen die 24 Stunden bis zum nächsten Tag in der Hotel-Anlage und stellen uns abends vor die Anlage, um im Auto zu übernachten. Leider finden wir am nächsten Tag keinen geeigneten Standplatz, weil der PKW-Zugang zum Strand über die Dünen nicht möglich ist und die wenigen Zugänge alle privatisiert sind.

7.9.10 Balkhash, kleine Stadt vor dem fast ausgetrocknetem See (ähnlich wie das Kaspische Meer besteht heute nur noch eine Fläche, die um 2/3 reduziert ist. Da wir spät ankommen (685 Tageskilometer), finden wir einen Stellplatz vor einem Motel zum günstigen TIR-Park- Tarif (Transport-International-Route, kurz Fernlaster-Stellplatz mit Dusche und WC-Benutzung und Übernachtung im Auto).

4.9. – 6.9.10 Astana, ca. 700.000 EW, Km-Stand: 18.140; UTC +5.
1936 wurde die Kasachische SSR zu einer eigenständigen Unionsrepublik der Sowjetunion erklärt. Die heutige Republik Kasachstan existiert seit der Unabhängigkeitserklärung vom 16.12.91. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde die Kasachische Sprache zur Amtssprache (Russisch ist jedoch weiter vorherrschend) und die bisherige südländisch anmutende Hauptstadt Alma-Ata in Almaty umbenannt. 1997 wurde der Regierungs- und Parlamentssitz nach Aqmola verlegt, das ein Jahr später in Astana (übersetzt „weißes Grab“, bzw. in der Landessprache „Hauptstadt“) umbenannt wurde. Als Gründe für die Verlegung der Hauptstadt wurden die erdbebengefährdete Lage Almatys, sowie die zentralere Lage Astanas angeführt. Andere mutmaßten, damit sollte eine mögliche Abspaltung Nordkasachstans entgegen gewirkt werden.
Astana am Fluss Ischim war noch vor nicht langer Zeit eine futuristische Großbaustelle, das Brasilia des 21. Jahrhunderts, oder das Dubai Zentralasiens, inmitten der Steppe. Bis 2030 soll die Stadt zu einer der modernsten der Welt werden. Vor wenigen Jahren lag hier nur ödes, mückenverseuchtes Ödland. Chruschtschow wollte die Steppe Kasachstans noch in eine zweite Kornkammer der Sowjetunion verwandeln. Damals wurde das ehemalige Akmilinsk in Zelinograd getauft. Aber der trockene Steppenboden gab immer weniger Weizen her. Nach Wegfall der sowjetischen Subventionen ging dann nur noch wenig.


Vom japanischen Stararchitekten wurde entlang einer von Fahrzeugen befreiten, etwa 3 km langen Achse Wohnbauten errichtet. Auch Sir Norman Foster, Schöpfer der Berliner Reichstagskuppel, hat seine Spur der Steine hinterlassen. Am einen Ende liegen der pyramidenähnliche Präsidentenpalast, als Zeichen der dominanten Staatsmacht, nebst Parlamentsgebäude und Ministerialbauten, sowie am anderen Ende eine Mall mit futuristischem Dach (ähnlich wie Potsdamer Platz), welche gleichzeitig als Vergnügungspark fungiert. In der Mitte steht der Turm Baiterek, der »Baum des Lebens« als Wahrzeichen der Hauptstadt. Entsprechend dem Baujahr ist er 97 m hoch. Der Aussichtsturm (s. Foto) mit Cafe bietet eine herrliche Aussicht auf die überschaubare Stadt. Besucher dürfen ihre Hand in einen Abdruck der Hand Nursultan Nasarbajews legen, des Präsidenten und »Führers der Nation«. Im Zentrum nahe des Präsidentenpalastes steht eine Pyramide aus Glas, als monumentales Zeichen religiöser Toleranz, bzw. der friedlichen Koexistenz verschiedener Religionen an einem Ort. Die Nur-Astana-Moschee mit goldener Kuppel und angeschlossenem muslimischen Zentrum erstand in neuem Glanz. Auf Vorschlag des Emir von Katar, der die Rekonstruktion mit mehr als sechs Millionen Dollar unterstützt hat, wurden die Minarette auf 63 Meter aufgestockt, so alt wie der Prophet Mohammed wurde. Freie Baufelder zeugen vom Ende des Baubooms auf der Grundlage ausländischer Kredite infolge internationaler Finanzkrise. Viele Gastarbeiter aus benachbarten Staaten wurden arbeitslos. In Astana gibt es eine aufstrebende Mittelschicht, die sich auch eine Eigentumswohnung leisten kann. Bezahlt wurde der Bau Astanas mit den Milliarden, die Kasachstan durch den Rohstoffexport erlöst. Ansonsten entspricht die Pracht der Hauptstadt kaum den normalen Lebensverhältnissen in Kasachstan. (siehe auch zum Thema „Seine Weltsicht“: Kasachstan als Schwellenland).
Nachtrag: den Palast des Präsidenten Kasachstans hat übrigens der reichste Albaner errichtet. Milliardär Behgjet Pacolli mit Schweizer Pass, nennt Präsident Nursultan Nasarbajew Freund und Vorbild und strebt 2/11 selbst das Präsidentenamt in Kosovo an. Der Mabetex-Baukonzern Pacollis wurde durch russische Großaufträge bekannt, z.B. die Restaurierung des Moskauer Kremls, die sich dessen damaliger Hausherr Boris Jelzin über 300 Millionen Dollar kosten ließ.

Es ist heiß und schwül, als wir die Stadt besichtigen. Kaum vorzustellen, dass ab November hier Temperaturen um 40 Grad minus herrschen (kontinentales Klima).
3.9.10: 1 Nachtplatz im Auto, Stellplatz am See in der kasachischen Steppe,
4.9.10 – 6.9.10 Astana, Hotel Cairan, 2 Nächte (½ Tag als Stundenhotel von 8 pm bis 8 am, da nur für 4.000,-Tenge; 190Tenge= 1€)














Letzter Reiseabschnitt s.: Reise Mongolei

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